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berliner szenenAtatürk, Putin und tschüs

Wie immer nach dem Kickbox-Training sitzen N. und ich am Späti und trinken ein Bier. Den Winter über haben wir das durchgezogen. Wir sind der optimistischen Meinung, es sei nicht mehr so kalt, bis wir frieren. Der Späti-Verkäufer ist nur manchmal freundlich. Wir durften schon miterleben, wie er Leute nach Hause schickte, weil sie „Happy Birthday“ singen wollten.

Am Freitagabend ist außer uns niemand da. Während wir reden, entdecke ich drinnen an der Wand über dem Kühlschrank das Schwarz-Weiß-Porträt eines jungen Mannes. Mein Herz fängt an zu klopfen. „Warte mal, ist das nicht …?“, versuche ich anzusetzen. „Ist das Putin, der da hängt?“ N. guckt sich das Bild an und macht große Augen. „Darf doch nicht wahr sein!“, sagt sie. „Jetzt verstehe ich, warum wir hier alleine sitzen!“

Ich nehme meinen Mut zusammen und stehe auf. „Ich muss ihn darauf ansprechen“, sage ich. „Bist du sicher?“, fragt N. Ich nicke und gehe zum Besitzer, der sich mit einem Kunden unterhält. „Sorry, aber wer ist das?“, unterbreche ich ihn und zeige auf das Bild. „Das ist Atatürk, als er jung war“, sagt er und fängt an, mir zu erklären, wer Atatürk war. Mein Herzschlag normalisiert sich, doch ich bleibe aufgeregt, weiß gerade nicht, was ich davon halten soll, höre nicht hin. Der Späti-Verkäufer lacht, als ich sage, dass ich fälschlicherweise Putin erkannt hatte. „Nein, nein. Aber Putin muss du auch verstehen …“, fängt er an. „Nein, muss ich nicht!“, unterbreche ich ihn sofort und spüre, wie mir wieder warm wird. „Warte, warte“, versucht er. Aber ich bin schon an unserem Tisch.

„Und?“, fragt N. „Nicht Putin, sondern Atatürk. Lass uns trotzdem abhauen“, sage ich. Gesagt, getan, ohne dass wir noch ein weiteres Wort darüber verlieren.

Luciana Ferrando

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