urdrüs wahre kolumne: Gern mal lustig!
Journalist und Kabarettist, erwägt einzig im Falle überschätzter Comedy-Nasen Gewalt als Mittel der Konfliktlösung.
Auch wenn man dem hannöverschen Teletubby und B-Promi Oliver Pocher seine schwere Kindheit im religiös verstörten Elternhaus zu Gute halten muss und für die langjährige Bayern-München-Marketenderin Sandy Meyer-Wölden nur wenig Sympathie empfindet, ruft es doch den ritterlichen Verteidiger holder Dämlichkeit in mir hervor, wenn dieser Olli laut Hamburger Morgenpost angesichts der mutmaßlich von ihm verursachten Schwangerschaft dieser Mandy verkündet: „Wenn ihr gleich die Fruchtblase platzt, haben wir ein Problem.“ Als sein Kalauer-Kollege Matze Knop ihren gesegneten Leib dann auch noch öffentlich als „Presswurst“ bezeichnete, war da im ganzen Hamburger Prosecco-Milieu niemand, der ihm die Fresse polierte, wie ein Hans Albers das unzweifelhaft getan hätte.
Nachnominieren möchte ich für den taz-Panter-Preis jene beiden elf und zwölf Jahre alten Söhne eines Tischlers aus Lübeck, die in der Werkstatt ihres Vaters täuschend echt aussehende „Starenkästen“ bauten, um so im Kampf gegen rasende Automobilisten für Verkehrsberuhigung in ihrem Wohngebiet zu sorgen. Um diese Maßnahme zur menschenfreundlichen Verlangsamung drüber hinaus zu popularisieren, könnte in der Sonntaz eine Bastelanleitung veröffentlicht werden – bis es die Dinger als Bausatz bei Ikea gibt.
Dass die Bremer Linksfraktion statt der geplanten Ablehnung der senatorischen Haushaltsvorlage per Handzeichen zustimmt und sich hinterher auf ein kollektives Missverständnis beruft, lässt nur die Annahme zu, dass die Landesregierung nicht mal davor zurückscheut, die Opposition mit Psycho-Drogen gefügig zu machen. Dabei müssten doch wenigstens ehemalige Kommunarden wissen, dass beim Verzehr von Pilzen und anderen Rauschmitteln immer irgendwer nüchtern bleiben muss!
Apropos Drogen: Am Wahlkampf-Stand der Niedersachsen -CDU erweist sich ein junger Campaigner im orangefarbenen Sweatshirt beim kontroversen Gespräch über den Fall Rüttgers als derart alkoholisiert, dass ihm der Speichel unkontrolliert aus dem Mundwerk rinnt. Er wischt sich daraufhin die Lülle mit einer Broschüre zur Sozialpolitik von den Lippen mit den Worten: „Wir sind doch alle gern mal lustig!“ Recht hat der Mann, will in Erinnerung an bedeutende niedersächsische Christdemokraten wie Wilfried „Einen noch!“ Hasselmann keineswegs leugnen ULRICH „Prost-tata“ REINEKING
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