doppelblind
: Wohin nur mit all dem russischen Erdgas?

Nach dem brutalen russischen Überfall auf die Ukraine rückt der Westen zusammen, auch in der Energiepolitik. Selbst das zögerliche Deutschland steht mittlerweile hinter dem Kurs, sich unabhängiger von russischen Gaslieferungen zu machen. Wie das gelingen soll, ist eine Frage, die die Bundesregierung und die Bür­ge­r:in­nen wohl noch lange begleiten wird.

Eine andere Frage ist, was eigentlich mit den fossilen Brennstoffen geschieht, auf die der Westen künftig lieber verzichten möchte. Vermutlich werden Russland noch genügend Abnehmer bleiben, um Gazprom und Co auch künftig Milliardeneinnahmen zu bescheren. Dabei gäbe es eine sinnvollere Verwendung für das Erdgas, als es sprichwörtlich zu verheizen.

Besser wäre es, daraus Grundstoffe für die Industrie herzustellen, empfiehlt eine Studie zur effizienten Nutzung von Methan. Ein solcher Stoff ist etwa Methanol, dessen Folgeprodukte vom Kleber bis zur Farbe fast überall drinstecken. Das Problem: Bisher wird Methanol unter hohem Energieaufwand aus Erdgas oder Kohle erzeugt, und das nicht immer effizient.

Wie Wis­sen­schaft­le­r:in­nen aus Deutschland im Fachmagazin ­Nature Communications schreiben, wird Methan bei der Verbrennung im Grunde verschwendet. Um es effizient – und auch klimafreundlich – zu nutzen, erproben an der Studie beteiligte Che­mi­ke­r:in­nen der Uni Bielefeld ein neues Verfahren. Sie imitieren ein in der Natur vorkommendes Enzym, das Methan unter niedrigen Temperaturen zu Methanol umsetzen kann. Erste Erfolge bei der synthetischen Herstellung haben sie erzielt – eine DFG-Forschungsgruppe setzt die Arbeit fort.

Es wäre die ideale Welt: Wir würden nicht mit russischem Gas, sondern mit Ökostrom heizen – und Russland sein Erdgas klimafreundlich einsetzen. Beides ist derzeit leider wenig wahrscheinlich. (rpa)