Jugendarbeitslosigkeit in NRW stagniert

Die Zahl der Arbeitslosen in NRW ist gesunken. Für Jugendliche aber sieht die Lage schlecht aus. Zwar nicht erst seit heute: Arbeitslose Jugendliche gab es schon immer. Doch erst seit der Umsetzung von Hartz IV werden alle erfasst

RUHR taz ■ Die Arbeitslosigkeit in Nordrhein-Westfalen ist im Juni gesunken – allerdings nur schwach. Wie die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit gestern in Düsseldorf mitteilte, lag die Arbeitslosenzahl Ende des vergangenen Monats bei rund 1,032 Millionen. Das ist ein Rückgang um 8.240 gegenüber dem Vormonat Mai. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Arbeitslosenzahl damit um rund 152.000 angestiegen.

Bedenklich ist die Jugendarbeitslosigkeit, die „nicht weiter abgebaut“ werden konnte, wie es im Bericht der Regionaldirektion heißt. Lediglich 380 Jugendliche unter 25 Jahren fanden im Juni eine Beschäftigung, rund 104.000 waren weiterhin ohne Arbeit. Insbesondere bei den unter 20-Jährigen sei „ein kontinuierlicher Anstieg festzustellen“, hieß es in Düsseldorf. Außerdem sei mit dem Ferienbeginn im Juli ein „Anstieg der Arbeitslosigkeit bei den Jüngeren absehbar“.

Werner Marquis, Sprecher der NRW-Regionaldirektion, nennt den Anstieg bei den unter 20-Jährigen „eklatant“. Zwar habe es schon vor der Arbeitsmarktreform viele arbeitslose Jugendliche gegeben, doch „durch Hartz IV ist dieses Problem nun transparent“, sagt Marquis. Während Schulabsolventen einst oft in die Sozialhilfe „abgetaucht“ seien, würden sie sich heute eher bei der Arbeitsagentur melden. „Das ist ein Vorteil“, so Marquis. Grundproblem sei aber weiterhin, dass es in NRW zu wenig Ausbildungsplätze gebe.

Nicola Hirsch, Arbeitsmarktexpertin beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) in NRW, findet die neue Transparenz vorteilhaft. In den Hartz-Papieren sei unter anderem festgehalten, dass jedem Jugendlichen ein Arbeitsplatz angeboten werden müsse. „Dieser Handlungsdruck war vor Hartz nicht da“, sagt Hirsch. Ein Rezept, wie man Jugendliche an Werkbänke und Schreibtische bekommt, hat sie aber nicht. Die Gewerkschafterin sagt nur, dass allen Jugendlichen schnell ein Ausbildungsplatz angeboten werden solle.

Der neue CDU-Arbeitsminister, Karl-Josef Laumann, teilte gestern mit, die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt sei „nach wie vor sehr ernst“. Laumann versprach, „in den nächsten Wochen“ auf die Ausbildungssituation ein besonderes Augenmerk zu legen: „Jeder junge Mensch, der in diesen Wochen unsere Schulen verlässt, muss eine Perspektive haben“, so Laumann in einer Pressemitteilung.

Gerhard Bosch vom Gelsenkirchener Institut Arbeit und Technik (IAT) glaubt nicht, dass sich durch den politischen Wechsel in NRW etwas an der Jugendarbeitslosigkeit ändert. „Es gibt kein Patentrezept, das nur auf Jugendliche zielt“, sagt Bosch. Außerdem habe die alte Regierung auch ein Augenmerk darauf gelegt, Ausbildungsplätze zu schaffen. „Das Problem kann man nicht unabhängig von der Wirtschaft lösen“, so der IAT-Vizepräsident. Natürlich könne man den Vorschlag der Arbeitgeber befolgen und die Ausbildungsvergütung senken. „Aber nur, wenn die Zahl der Ausbildungsplätze dadurch steigt.“ ROS