brief des tages
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Friedensstifter Erdoğan?

„Scholz und Erdoğan fordern Waffenstillstand“, taz vom 14. 3. 22

Der Krieg in der Ukraine ist eine Zäsur, ein Sicherheitsrisiko für die Welt. Es darf dabei jedoch nicht vergessen werden, dass andere Kriege und Konflikte unvermindert weitergehen und nun noch mehr aus dem Blickwinkel des Westens verschwinden. Einer dieser Kriege, von der Welt ignoriert und gleichzeitig toleriert, wird von einem Nato-Mitgliedstaat gegen die Kur­d*in­nen in Syrien und dem Irak geführt. Verantwortlich ist ein Staatsoberhaupt, das ähnlich auftritt und agiert wie der Mann, der jetzt den Krieg gegen die Ukraine führt: Recep Tayyip Erdoğan. Kurdische Kräfte beklagen den Einsatz von chemischen Kampfstoffen, die laut Chemiewaffenkonvention international verboten sind. Sie fordern eine unabhängige Untersuchung. Seit Putins Krieg gegen die Ukraine nehmen die Angriffe des türkischen Militärs auf die Autonome Administration von Nord- und Ostsyrien zu. Erdoğan nutzt die Aufmerksamkeit für die Situation in der Ukraine, um sich einerseits als „Wächter des Friedens“ zu inszenieren, während er gleichzeitig seinen Krieg gegen die Kurden vorantreibt – ohne dafür sanktioniert zu werden. Lukas Spelkus, Marburg