Keine Entwarnung

Arbeitslosigkeit im Juni weiter gestiegen. Arbeitsagentur berichtet von mindestens 600 fehlenden Lehrstellen

Für Schulabgänger sieht es auf dem Hamburger Lehrstellenmarkt weiterhin düster aus: Im Juni waren bei der Arbeitsagentur 2.232 Bewerber ohne Ausbildungsplatz registriert. „Die Lage ist angespannt“, sagte gestern Jens Becker, Mitglied der Geschäftsführung. Auch auf dem Arbeitsmarkt gebe es „keine Entwarnung“. Die Zahl der Arbeitslosen habe sich gegenüber Mai um 252 auf 102.046 erhöht.

Im Juni standen nach der Agenturstatistik 1.639 Lehrstellen zur Verfügung, 13 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Becker zufolge fehlen mindestens 600 Plätze, um alle Bewerber unterzubringen. Dass Angebote offen sind, liege an steigenden Leistungsansprüchen der Betriebe.

Die Arbeitslosenquote blieb mit 11,7 Prozent unverändert. Im Bundesschnitt dagegen gab es weniger Arbeitslose, die Quote lag bei 11,3 Prozent. Becker erklärt das Ausscheren Hamburgs damit, dass hier mehr ALG-II-Bezieher als erwerbsfähig eingestuft wurden. Zugleich profitiere die „Dienstleistungsmetropole“ weniger von saisonalen Effekten.

Die Zahl jener, die noch kein Jahr ohne Job sind, fiel im Juni von 35.379 auf 34.235. Die Zahl der erwerbsfähigen ALG-II-Bezieher kletterte von 66.415 auf 67.811. Am stärksten von Arbeitslosigkeit betroffen sind Arbeiter, Migranten und Jugendliche. Gegenüber Juni 2004 sind 21 Prozent mehr Joblose registriert. „Diese Leute gab es immer“, so Becker, „sie waren vor Hartz IV nur Sozialhilfeempfänger.“

Freie Stellen seien am ehesten in den Branchen Logistik, Transport und Gesundheit zu finden. Mehr Lehrstellen als Bewerber gebe es im Fleischerberuf, bei Rechtsanwaltsfachangestellten sowie Versicherungs- und Industriekaufleuten. EVA WEIKERT