„Harte“ Gespräche um Waffenruhe

Kiew und Moskau verhandeln, die Blockade von Mariupol könnte enden. Russland dementiert Hilfsersuchen an China

Im Ukrainekrieg haben Unterhändler Moskaus und Kiews am Montag eine neue Verhandlungsrunde per Videokonferenz gestartet. Diese vierte Gesprächsrunde zwischen den beiden Ländern konzentrierte sich nach ukrainischen Angaben auf einen Waffenstillstand, einen Abzug der russischen Truppen und Sicherheitsgarantien für die Ukraine.

Die Gespräche wurden nach kurzer Zeit bis Dienstag für eine „technische Pause“ unterbrochen, erklärte am Nachmittag ein ukrainischer Unterhändler. Die Verhandlungen seien „hart“, sagte zuvor der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak. Beide Seiten seien dabei, ihre „spezifischen Positionen“ darzulegen. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski erklärte, die ­Gespräche seien „schwierig“, es werde auf „Neuigkeiten“ gewartet.

Wie schon bei den vorherigen Verhandlungsrunden gab es auch für diese keine Feuerpause. Bei russischen Angriffen auf verschiedene Kiewer Bezirke wurden am Montag nach Angaben der Stadtverwaltung zwei Menschen getötet. Dennoch konnten die Evakuierungen von Zivilisten aus umkämpften Orten im Großraum Kiew fortgesetzt werden.

Sogar für die belagerte Stadt Mariupol, wo mehrere Hunderttausend Menschen seit zehn Tagen ohne Strom, Wasser und Lebensmittelversorgung von russischen Truppen eingekesselt sind (siehe oberen Text), gab es am Montag erste konkrete Hoffnungszeichen. Die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete am Montagnachmittag unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau, die Blockade sei aufgehoben und eine Massenevakuierung beginne. Zuvor hatte nach Darstellung der Stadtverwaltung lediglich ein Konvoi aus 160 Fahrzeugen von Privatpersonen Mariupol in Richtung der von Russland besetzten Stadt Berdjansk verlassen.

In Mariupol sind nach Berichten der Behörden weit über 2.100 Zivilisten getötet worden. Das Menschenrechtskommissariat der UN kann nach eigenen Angaben bis einschließlich Sonntag den Tod von mindestens 636 Zivilisten in der gesamten Ukraine bestätigen. Darunter seien 46 Kinder. Die tatsächliche Totenzahl dürfte deutlich höher liegen, unter anderem wegen Verzögerung bei den Berichten aus umkämpften Orten wie Charkiw und Mariupol, heißt es weiter.

In der Ostukraine meldeten die pro-russischen Separatisten am Montag einen ukrainischen Angriff auf die Stadt Donezk. Bei diesem seien mindestens 20 Menschen getötet worden, nachdem die Flugabwehr eine ukrainische Rakete abgeschossen habe, deren Trümmer dann Bewohner von Donezk trafen. Die Ukraine weist das zurück. „Es handelt sich eindeutig um eine russische Rakete oder eine andere Munition“, sagte ein ukrainischer Militärsprecher.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hat derweil Medienberichte zurückgewiesen, wonach Russland China um Militärhilfe gebeten habe. Russland habe „sein eigenes Potenzial, um die Operation fortzusetzen“, sagte Peskow am Montag in seiner täglichen Pressekonferenz. Sie verlaufe nach Plan und werde „termingemäß und vollständig“ abgeschlossen. Das chinesische Außenministerium hatte die Berichte zuvor bereits als Desinformation der USA bezeichnet. Diplomaten aus China und den USA trafen am Montag in Rom zusammen, um über den Ukrainekrieg zu beraten. (afp, rtr, taz)