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Wenn Kinder schwere Worte stemmen sollen

Hamburg-Eppendorf

24.800 Einwohner. Das schmucke Eppendorf, Hamburgs ältestes Dorf, muss man sich auch erst mal leisten können.

Er steht auf dem Auto wie ein kleiner König. Pelzkragen, Mikro, ringsherum eine Menge aus gereckten Hälsen. „Ich will euch kurz meine absurde Geschichte erzählen“, sagt er und sein Stimmchen schallt über den Platz.

Eine Coronademo in Hamburg-Eppendorf, Sonntagmittag. Gerade ist ein Junge auf die Autotribüne geklettert. Er ist vielleicht zehn, zwölf Jahre alt. Zwischen seinen Kinderhänden flattert ein Blatt Papier. Davon liest er ab, die Stimme klar und fest.

Bis sie stockt. Immer wieder. Er bückt den Kopf über den Zettel. Was steht da? „Maskenbefreiungsattest“ und „absolut solide wissenschaftliche Studien“ und „Rechtsabteilung der Schulbehörde“ und „Oberverwaltungsgericht“, ja, „sachliche und faktische Klärung der Angelegenheit“. Eigentlich ist die Geschichte so leicht erzählt: Die Eltern wollen nicht, dass er Maske trägt. Die Lehrerin aber schon.

Egal, kompliziert klingt’s authentischer.

„Das ist einfach nur brutal“, endet er, „und zeigt, dass es nicht um mein Wohl beziehungsweise das der Kinder geht.“ Der Junge faltet sein Blatt zusammen, die Menge jubelt. Und stimmt im Chor ein: „Friede, Freiheit, Selbstbestimmung“. Auch für die Kinder. Anaïs Kaluza