meinungsstark
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„Parole Kampf! Opferbereitschaft! Geschrei nach Waffen! Ein Irrsinn!“

betr.: Meinungsgleichschaltung in den deutschen Medien?

Dass nun beinahe alle Medien, selbst euer Blatt, einer Meinungsgleichschaltung anheim gefallen sind, bedauere ich sehr. Das ewige Hochkochen dieser gefährlichen Mischung aus populistischen Leidens-, Hass und Heldentiraden, die Welt in Gut und Böse, Schwarz und Weiß, Heldenmutige und Nobodies zu spalten, ist unerträglich. Niemandem ist damit geholfen, weder dem (wieder einmal) verheizten Volk der UkrainerInnen noch irgendwem sonst. Parole Kampf, Opferbereitschaft und das Geschrei nach Waffen, welch fataler Irrsinn! Begreift endlich, dass dieser Weg die Spirale der Gewalt nur immer weiter aufdreht und in eine Sackgasse führt! Einem erbitterten Machtmenschen wie Putin ist mit weiteren Daumenschrauben nicht beizukommen, das wird ihn nur zu noch schlimmeren Mitteln treiben. Niemand wird ihn in seinem wahnsinnigen Eroberungsfeldzug stoppen. Außer vielleicht seine eigenen Militärs. Doch wer glaubt’s? Vorher wird er die Welt in den Abgrund stürzen. Hört auf mit den Denkverboten – Schluss mit dem Tabu, über ein Nachgeben der Selensky-Klitschko-Familie und ihrer Superheldentruppe nachzudenken, geschweige denn zu reden! Nicht mal eine E-Mail lässt die ukrainische Botschaft bei sich rein. Was und wem nützt es, für eine Welt zu leiden, zu sterben, die dem Erdboden gleich gemacht ist? Schöne neue Heimat! Warum ist es verboten, die Realität anzuerkennen, dass die Zeit für eine autonome Ukraine einfach noch nicht reif ist, der Preis für das Land und die Welt ist jetzt schon viel zu hoch. Das Ende der Ära Putin wird kommen. Das ist sicher. Wie tragisch ist es, dass es nur noch wenige Stimmen wie die meines 97-jährigen Vaters gibt, die noch einen Weltkrieg miterlebt haben und genau wissen, was sie sagen, wenn sie sagen: Nie wieder! Im Gegensatz zu einer gewissen Männertruppe, die es anscheinend nicht erwarten kann, endlich von der Leine gelassen zu werden, um ihren tollen Heldenmut allen zu beweisen.

Ute Smeteck, geb. 1952, parteilos, unverändert pazifistisch

Günter Smeteck, geb. 1924, Soldat im Zweiten Weltkrieg

Fatal: „Mentales Strammstehen“

„Aufrüstung der Bundeswehr: Das große Sprechen. Inmitten des Kriegs gegen die Ukraine lässt der Sound der Wehrhaftigkeit kaum Platz für Diskussionen. Klimafeindliche Rüstung geht kritiklos durch“, taz vom 2. 3. 22

Herzlichen Dank an Charlotte Wiedemann für diesen wunderbaren Artikel. Er sticht heraus aus einem Meer von Artikeln, die sich gegenseitig darin überbieten, die Regierung zu noch härteren Maßnahmen und Waffenlieferungen zu drängen. Es ist eine dunkle Stunde des deutschen Journalismus – und die taz ist keine Ausnahme. Das ist schockierend: Rhetorische Eskalation, mangelnde Kritik an einer bis aufs Äußerste kriegerischen Rhetorik der Außenministerin („Russlands Wirtschaft zerstören!“), die Lust am Berichten über das Böse und ebenjenes „mentale Strammstehen“, wie Frau Wiedemann es so treffend formulierte. All das gibt einen Vorgeschmack auf Kriegspatriotismus, wie die Grünen und die SPD ihn noch gut gebrauchen könnten für die nächsten Jahre, freilich einer der händeringenden Sorte in der taz: „Wir wollen ja gerne friedlich sein, aber das Böse zwingt uns.“ Bei allem Respekt, taz-Redaktion, aber mir scheint, die 100 Milliarden Euro haben euch hypnotisiert. Dabei ist es der reine Wahnsinn. In Leipzig organisieren wir uns als „Eltern gegen Krieg und Aufrüstung“. Almut Woller, Leipzig

Kämpft um diplomatische Lösung!

Bei einem waffenstarrenden und atomar aufgerüsteten Europa müssen die politischen Entscheidungsträger auf allen Ebenen wohl überlegt, angemessen und beharrlich um akzeptable Lösungen ringen. Leidenschaft ist allein nur in der Suche nach einer diplomatischen Lösung für eine Beendigung der militärischen Auseinandersetzung zwischen zwei europäischen Ländern gefordert. Hier können und müssen EU und Nato geeignete Ideen und auch Kompromissbereitschaft entwickeln. Raimon Brete, Chemnitz