berliner szenen
: Fifty Shades of Pink im Dogwalk

Ich sitze auf meinem Posten auf dem Barhocker hinter der Scheibe des Coffeeshops und beobachte beim Zeitunglesen die Szenerie. Heute will ich mein Augenmerk mal auf die letzten Ausläufer der Hundewintermode richten. Dogwalk.

Die wattierten Mäntelchen sind beim Hundevolk genauso beliebt wie bei Herrchen und Frauchen, stelle ich fest. Viele natürlich in den Modefarben dieser und der letzten Saison. Besonders hübsch ist ein Mops – oder ist das eine Bulldogge? – er defiliert in einem Fräckchen in Toop,­ Ton in Ton mit dem Fell. Manche sagen auch Taupe. Warum nicht? Es heißt ja schließlich auch Maulwurf und nicht Moolwürf. Gerade hat sich, direkt vor der Scheibe, ein Westberliner Altpaar an den Außentisch gesetzt. Beide sind blondiert und rauchen. Das blonde Schoßhündchen trägt die Uniform der New Yorker Polizei, NYPD, in dem bekannten stumpfen Blau, an der Seite das Wappen.

Jetzt wird meine Aufmerksamkeit aber jäh von einer anderen Erscheinung gebannt: Eine Mutter mit Kleinkind auf dem Arm steuert auf das Café zu. Das Kind steckt in einem wattierten rosa Overall. Kapuze über dem Kopf. Die Arme hält es wegen des dicken Outfits wie eine Puppe etwa 25° vom Körper abgespreizt. Die Mutter trägt einen langen altrosa Mantel, hat eine malvenfarbige Handtasche an einer Goldkette umhängen und an den Füßen Stiefeletten in der Farbe von Blutorangen. Dafür haben wir gekämpft, denke ich, dass die kleinen und großen Mädchen alle Pink tragen, und wende den Blick wieder der Tierwelt zu.

Eben geht eine ältere Dame mit einer Art Pudel vorbei. Sein Leibchen sieht selbst gestrickt aus, ist dafür aber grasgrün. Weiter hinten überquert eine Riesendogge mit einer kleinen Frau an der Leine den Platz. Der harte Hund geht nackt. Ist vermutlich auch ein kalter Hund. Alma Barkey