Vom Ende eines Provisoriums

Jochen Schimmang liest im Literaturzentrum

Der alten, der untergegangenen Bundesrepublik hat er seinen jüngsten Roman gewidmet: „Das Beste, was wir hatten“ hat der immer wieder mal auch für die taz schreibende Jochen Schimmang seine Befassung mit dem Ende der Bonner Republik betitelt – erzählt zwischen Köln und Bonn, anhand der Freunde Leo Mücks und Gregor Korff.

Über deren Jugendlieben und linksradikale Episoden ist da zu lesen, über Fußballturniere auf Berliner Schotterplätzen und Theorienschmieden in Studentenbuden. Irgendwann arbeitet Leo beim Verfassungsschutz, während Gregor Berater, Redenschreiber, „persönlicher Referent“ des Kanzleramtschefs und späteren CDU-Innenministers Rudolf Seiters ist.

So betrachten sie von nicht eben entgegengesetzter, aber eben durchaus unterschiedlicher Warte aus den Zusammenbruch der DDR und die beinahe schicksalhaft daherkommende Wiedervereinigung, die Entlarvung von Stasi-Seilschaften und den Umgang mit brüchigen Lebensläufen auch und gerade diesseits des einstigen Todesstreifens.

Dass 1989/1990 nämlich auch die alte Bundesrepublik untergegangen sei, ist ein kluger, ein bedenkenswerter Gedanke – dem bisher überraschend selten nachgegangen worden ist. Diese rheinische Republik, so lässt Schimmang es in seinem geschmeidigen Roman die Figuren fühlen, sei jenes Beste gewesen, was wir hatten: Stellvertretend darf SPD-Denker Peter Glotz die Furcht aussprechen, die damals so viele umtrieb – dass aus dem Provisorium wieder ein ganz normales Deutschland werden könnte. Und wie wenig Gutes das erwarten ließ. ALDI

20 Uhr, Literaturzentrum (im Literaturhaus, Schwanenwik 38)