Bewegung auf dem Catwalk

Geschlechter Dass Mädchen als Teenagerinnen oft die Lust am Sport verlieren, muss Gründe haben. Eine Vortragsreihe im Ostkurvensaal hakt jetzt nach

Mädchen, die als Kinder draußen herum gesprungen sind, verschwinden mit zwölf von der Straße

Warum hören so viele Mädchen mit der Pubertät mit Sport auf? Antworten auf diese Frage, die sich der Bremer Arbeitskreis „Mädchen in Bewegung“ seit Jahren stellt, stellt jetzt eine Vortragsreihe im Ostkurvensaal des Weserstadions vor. Den Beginn macht am Donnerstag die Berliner Rapperin Sookee mit ihrem Musiker-Kollegen Refpolk. Sie wollen über den „Zusammenhang von Männlichkeitsentwürfen und (hetero-)sexistischen Images und Performances im deutschsprachigen Rap“ sprechen. Im September geht es dann weiter mit einem Vortrag über Schönheitsideale.

Warum sie sich dem Thema „Mädchen und Sport“ in diesem weiten Bogen nähern, erklärt Roberta Menendez, die als Mitarbeiterin des Mädchenkulturhauses Mitglied im Arbeitskreis ist. „Wir stellen fest, dass Mädchen mit der Pubertät aufhören, Sport zu treiben und sich mit anderem beschäftigen, zum Beispiel, sich Schönheitsidealen anzupassen“, sagt Menendez. Deshalb reiche es nicht, öffentliche Bewegungsorte für Mädchen zu fordern. „Wenn die nicht genutzt werden, heißt es ganz schnell, ‚die Mädchen wollen ja nicht‘.“

„Wir müssen verstehen, warum die nicht wollen“, findet Menendez Mitstreiterin Liane Adam, Referentin für Gesundheit und Suchtprävention beim Landesinstitut für Schule. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass auch Mädchen, die als Kinder draußen herum gesprungen sind, mit zwölf Jahren von der Straße „verschwinden“. „Die entziehen sich mit der Pubertät der Öffentlichkeit“, offenbar weil sie sich nicht wohl in ihrem Körper fühlen – was laut Adam auch für viele männliche Teenager gilt.

Allerdings würden sich Mädchen viel stärker beurteilenden Blicken ausgesetzt fühlen. In diesem Zusammenhang frage sie sich, was die Modell-Shows bei jungen Frauen auslösen, so Adam. Das Schreiten auf dem Catwalk, das schon Achtjährige mit Freundinnen üben, sei auch eine Bewegungskultur. „Aber auf welcher Bühne stehen die? Welcher Kritik sind die ausgesetzt?“

Nach Menendez und Adams Erfahrungen erreichen sie und andere Pädagoginnen mit ihren Angeboten vor allem Mädchen, denen Bewegung leicht fällt. Oder die sich in Gruppen an eine Sportart herantrauen, Kickboxen oder Klettern.

Eine Lösung, sagt Menendez, könnten geschützte Räume sein. „Wenn Mädchen ausgelacht werden, kommen die nie wieder.“ Auch Hanns-Ulrich Barde, der Leiter des Sportgartens, der in der Vergangenheit viel Kritik dafür einstecken musste, dass die Anlage in der Pauliner Marsch vor allem für Jungs interessant ist, findet, dass Mädchen „mehr Chancen brauchen, sich auszuprobieren“.

Man könne – da ist er sich mit den Mitarbeiterinnen des Arbeitskreises Mädchen in Bewegung einig – ihnen Bewegung nicht verordnen, sondern müsse viel früher, am besten im Sportunterricht ansetzen.

Er hofft jetzt, dass die vom Sportgarten und Waller Jugendlichen geplante Anlage in der Überseestadt von beiden Geschlechtern gut angenommen wird. Hier geht es um ein 25.000 Quadratmeter-Areal mit Sport- und Erholungsflächen. Vor allem die Mädchen hätten Wert auf die Aufenthaltsqualität gelegt, eine Umkleide und ausreichende Beleuchtung gefordert, so Barde. Ob es die geben wird, ist unklar: Die Finanzierung des Projekts sei noch nicht gesichert. Eiken Bruhn

Vortrag Sookee & Refpolk: 21. 6., Ostkurvensaal, 21.6., 19 Uhr