Der vertragliche Nicht-Absteiger

Bei diesen Spielern hat sich der stolze Hamburger SV eine Abfuhr geholt: David Abraham, 25, Argentinier, Abwehrspieler, FC Basel, geht wohl zum FC Getafe nach Spanien; Dirk Kuijt, 31, Niederländer, Offensivspieler, wechselt ablösefrei vom FC Liverpool zu Fenerbahce Istanbul; Granit Xhaka, 19, Jugoslawe, zentraler Mittelfeldspieler, verlässt den FC Basel Richtung Borussia Mönchengladbach; Xherdan Shaqiri, 20, Jugoslawe, rechtes Mittelfeld, auch er war beim FC Basel, hat sich für den FC Bayern München entschieden; der als Talent gehandelte Hakan Calhanoglu, 18, Mittelfeldspieler, hat beim Zweitligaabsteiger Karlsruher SC gekickt, nimmt das Angebot des SV Werder Bremen an. Ablöse: drei Millionen Euro. Bei dem niederländischen Mittelfeldspieler Demy de Zeeuw, 29, Spartak Moskau, gibt es ebenso noch eine Chance wie bei Jonathan de Guzmán, derzeit FC Villareal.

Mancher HSV-Fan hat Illusionen bezüglich des Stellenwerts seines Clubs. Wenn es um Transfers geht, wird deutlich, wie Spieler, Berater und andere Vereine den HSV einschätzen: knapp hinter Getafe, Madrids Vorortclub. Im Moment ruht, bedingt durch die EM in Polen und der Ukraine, der Transfermarkt. Auch bei den Spielern, die der HSV gerne abgeben möchte: Muhamed Besic, Jaroslav Drobný, Slobodan Rajkovic, Mickael Tavares, Robert Tesche, Gökhan Töre, Per Ciljan Skjelbred, Miroslav Stepanek, tut sich nichts.

Bei Artjoms Rudnevs, 24, in Daugavpils geboren, zweitgrößte Stadt Lettlands, hat es mit einer Verpflichtung geklappt. Im Vertrag, Laufzeit bis 2016, steht, dass er nur kommt, wenn der HSV nicht absteigt.

Rudnevs ist Stürmer, 183 Zentimeter groß, hat zuletzt in der ersten polnischen Liga für Lech Posen gespielt: 56 Spiele, 33 Tore, 18 Länderspiele für Lettland, ein Tor. Rudnevs hat beim ersten Gruppenspiel der Europa-League 2010 beim 3:3 gegen Juventus Turin alle Tore für Posen gemacht. Der Sturm ist eine Baustelle des HSV, mit Paolo Guerrero gibt es nur einen bundesligatauglichen Angreifer. Ist der Sturm eine Baustelle, ist das Mittelfeld die Elbphilharmonie. Fürs Mittelfeld sucht der HSV einen Spieler, der gut gegen den Ball arbeitet und präzise Pässe in die Spitze spielen kann – der nicht, wie David Jarolim, den Ball auf vielen Umwegen nach vorne schleppt, oder ihn auf gut Glück nach vorne prügelt, wie Tomás Rincón das macht.

Für Rudnevs und jeden anderen Stürmer beim HSV wird es schwer, wenn der HSV hier keine Lösung findet. Defensive Mittelfeldspieler, die nur zerstören, sind nicht mehr gefragt, so wenig wie offensive, die das eine oder andere können, nur nicht gegen den Ball arbeiten, wie Gökhan Töre. ROGER REPPLINGER