68 für Spätgeborene

1968: Studentische Bewegung, die ab Mitte der 1960er-Jahre gegen die überkommenen kulturellen, politischen und sozialen Verhältnisse und Normen protestiert. Die, laut Eigenbeschreibung, außerparlamentarische Opposition in Deutschland (APO) kämpft speziell gegen die Verweigerung ihrer Väter, Deutschlands Nazi-Vergangenheit aufzuarbeiten, sowie gegen den als „imperialistisch“ empfundenen Krieg der USA (Präsident: Lyndon B. Johnson) in Vietnam. Hauptsächlich in Universitätsstädten aktiv. Nach dem Höhepunkt 1967 und 1968 zerfällt die Bewegung. Die einen gehen nach Hause, die anderen in so genannte K(= kommunistische)-Gruppen, eine Minderheit (RAF, 2. Juni) entscheidet sich für das, was sie bewaffneten Kampf nennt – und der Staat Terrorismus.

Tupamaros: In Uruguay gründen sich in den 60er-Jahren die MLN-Tupamaros, deren Stadtguerillapolitik gegen das Militärregime die Auseinandersetzung in der sich entwickelnden militanten Linken in der BRD beeinflusst. Ende 1972 sind die Tupamaros weitgehend zerschlagen.

2. Juni 1967: Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg durch einen Polizisten bei den Demonstrationen gegen den Schah-Besuch. Gilt als Initiationsmoment der Radikalisierung der APO.

17./18. Februar 1968: Vietnamkongress in Berlin vereinigt die Gegner des US-amerikanischen Kriegs in Vietnam. Dutschke hält eine zentrale Rede.

3. April 1968: Gudrun Ensslin, Andreas Baader, Thorwald Proll und Horst Söhnlein zünden in einem Frankfurter Kaufhaus zwei Brandsätze. Begründung: Protest gegen die Gleichgültigkeit gegenüber dem US-Morden in Vietnam.

Notstandsgesetze: Die – etwas paranoide – große Koalition ab 1966 von CDU (mit Kanzler Kiesinger) und SPD (mit Außenminister Willy Brandt) erlässt im Mai 1968 Notstandsgesetze. Für die – etwas paranoide – APO, die an Hitlers Ermächtigungsgesetz denkt, der Beweis, dass der Staat faschistisch ist und sie mit Hitlers Methoden bekämpfen will.

4. November 1968: Schlacht am Tegeler Weg, Berlin, zwischen der von Christian Semler geführten APO (etwa 1.000) und der Polizei.

14. Mai 1970: Die Journalistin Ulrike Meinhof und andere befreien Andreas Baader aus seiner Untersuchungshaft. Gilt als Geburtsstunde der RAF.

1. Juni 1972: Bei einer der größten Fahndungsaktionen gegen die Stadtguerillagruppen werden die RAF-Kader Andreas Baader, Holger Meins und Jan-Carl Raspe verhaftet, am 7. Juni 1972 wird Gudrun Ensslin und am 15. Juni 1972 Ulrike Meinhof festgenommen, nachdem sie von einem Quartiergeber verraten wurde. PU