brief des tages
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Doping für Minderjährige

„Dopingfall Kamila Walijewa: Sport als ­Ausbeutung“, taz vom 14. 2. 22

Als vom Wintersport begeisterte Person empfinde ich den erneuten Skandal um Doping bei den olympischen Spielen als zutiefst tragisch. Dass Kinder gedopt werden können, ist bekannt. Die DDR tat dies über Jahrzehnte. Der Fall der 15-jährigen Kamila Walijewa hat der olympischen Bewegung nachhaltig Schaden zugefügt. Die Hauptschuld tragen hier das IOC und die Verbände. Minderjährige unter 16 Jahren teilnehmen zu lassen, ist ein großer Fehler. Kinder sind besonders schützenswert und ihr Wohlergehen hat oberste Priorität. Dass nun anderen Athleten ihre Medaillen vorerst verwehrt werden, das wirkt ungerecht. Das IOC sollte als Konsequenz nur noch Athleten ab 16 Jahren zulassen, welche voll zur Rechenschaft gezogen werden können. Keine Schuld trifft hier die 15-jährige Kamila Walijewa selbst. Dass sie sich viel Hass und Häme in den sozialen Netzwerken – aber auch zum Teil von Medien und Betreuern konkurrierender Nationen – anhören muss, ist unwürdig. Die Wut sollte sich gegen ihre Betreuer, die Trainerin und ihren Verband richten. Die Verantwortlichen sind in meinen Augen Fälle für die Staatsanwaltschaft. Nico Kresse, Cottbus