Die Fassade bröckelt

JUSTIZ Der Schlossvertrag ist ungültig. Droht das auch bald dem Schlosswettbewerb?

Mit dem Beschluss der Vergabekammer des Bundeskartellamts, das Vergabeverfahren zum Bau des Humboldt-Forums für ungültig zu erklären, könnte das Thema Schlossrekonstruktion wieder neu aufgelegt werden. Denn sollte das Oberlandesgericht Düsseldorf das Kartellamt bestätigen, steht möglicherweise dem Schloss-Sieger Franco Stella die Revision bevor, und ein anderer Architekt könnte bevorzugt werden. Noch hält das Bundesbauministerium diesen Fall für unwahrscheinlich. Architektenverbände dagegen geben zu bedenken, dass Stella auch Wettbewerbsvorgaben nicht erfüllte und er in dem Verfahren somit kippen könnte – was das 552 Millionen Euro teure Bauvorhaben um Jahre verzögern würde.

Das Kartellamt hatte den Vertrag zwischen dem Bauministerium und Stella für ungültig erklärt. Bemängelt wurde, dass Stella nach dem Zuschlag 2008 nachträglich zwei große Architekturbüros – Hilmer & Sattler sowie „gmp“ – mit der Umsetzung des Schlossbaus beauftragte. Dies sei intransparent geschehen. Zudem habe Stella Mindeststandards von Büros – nämlich die Ausführung des Baus zu gewährleisten – nicht erfüllt. Laut Kartellamt soll der Auftrag neu vergeben werden.

Für eine Neuausschreibung plädiert nicht nur das Kartellamt. Der Präsident der Bundesarchitektenkammer, Arno Sighart Schmid, und der Vorstand der Berliner Architektenkammer, Klaus Meier-Hartmann, monieren ebenfalls Stellas Vorgehen. Der Ablauf des Verfahrens sei „zu bedauern“. Die Kammern forderten ein Mitspracherecht beim weiteren Vorgehen. ROLA