„Das geht nicht mit meinen Werten“

Fußballtrainer Markus Gisdol kündigt aufgrund des Kriegs in der Ukraine bei Lokomotive Moskau

Markus Gisdol ist nicht mehr Trainer beim russischen Fußballklub Lokomotive Moskau. Wie der Hauptstadtclub am Dienstag ohne Angabe von Gründen mitteilte, trenne man sich von dem 52-Jährigen, der in der Bundesliga schon die TSG Hoffenheim, den Hamburger SV und den 1. FC Köln trainiert hat.

Die Begründung für seinen Rücktritt nach nur viereinhalb Monaten lieferte Gisdol selbst. „Fußballtrainer ist für mich der schönste Job der Welt. Ich kann meiner Berufung aber nicht in einem Land nachgehen, dessen Staatsführer einen Angriffskrieg mitten in Europa verantwortet. Das geht mit meinen Werten nicht überein“, sagte er der Bild-Zeitung und erklärte seine Situation: „Ich kann nicht in Moskau auf dem Trainingsplatz stehen, die Spieler trainieren, Professionalität einfordern und ein paar Kilometer weiter werden Befehle erteilt, die großes Leid über ein gesamtes Volk bringen. Das ist meine persönliche Entscheidung und hiervon bin ich absolut überzeugt.“

Gisdol war in Köln im April 2021 freigestellt worden und hatte Mitte Oktober sein erstes Training in Moskau geleitet. Derzeit belegt der amtierende Pokalsieger Lokomotive Moskau den siebten Tabellenplatz, allerdings muss noch ein Spiel nachgeholt werden. Die Partie vergangenen Sonntag beim FK Krasnodar wurde abgesagt. Als Interimstrainer soll nun der frühere Bundesliga-Profi Marvin Compper das Team auf die Spiele in der russischen Premjer-Liga und im Pokal betreuen, kündigte der Hauptstadtclub in einer dreizeiligen Mitteilung an.

Der frühere Mainzer Trainer Sandro Schwarz, der bei Dynamo Moskau angestellt ist, äußerte zuletzt: „Ich bin nicht einer, der sich ein Ticket kauft, ins Flugzeug springt und von Russland weg fliegt. Das ist nicht meine Art. Ich fühle meine Verantwortung und bleibe bei dem Club.“ (dpa)