Psycho-Trick erfolglos

Die Feldhockey-Spielerinnen von Rot-Weiß Köln verlieren das Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen Berlin

DÜSSELDORF taz ■ In Düsseldorf wollten die Hockey-Spielerinnen von Rot-Weiß Köln doch nicht übernachten, obwohl dort am Wochenende das Final-Turnier um die Deutsche Meisterschaft stattfand. Lieber fuhren sie am Abend nach Hause. Mit der traditionellen Kölner Abneigung gegen die rheinische Nachbarstadt hatte dies nichts zu tun – vielmehr war Aberglaube im Spiel. „Das hat uns schon mal Glück gebracht“, berichtete Rot-Weiß-Trainer Wolfgang Kluth. Er sprach vom Jahr 1998, damals fand die Meisterschafts-Endrunde im Feldhockey in Duisburg statt: die Kölner Heimschläferinnen gewannen ihren ersten Deutschen Meistertitel.

Der Trick funktionierte diesmal nicht: Das Meisterschafts-Finale 2005 gegen den Berliner HC verlor Rot-Weiß mit 3:4 nach Sieben-Meterschießen – und verpasste damit den dritten nationalen Titelgewinn nach 1998 und 2003. Im vergangenen Jahr hatten die Kölnerinnen das Endspiel auf der eigenen Vereins-Anlage gegen Rüsselsheim ebenfalls im Siebenmeterschießen verloren. Auf eine Wiederholung hätten sie in diesem Jahr gerne verzichtet. „Das tut weh“, sagte Kluth hinterher.

Dramatisch waren auch die beiden Halbfinal-Begegnungen am Samstag verlaufen: Die Kölnerinnen hatten sich durch ein 1:0 gegen den Club an der Alster aus Hamburg zum sechsten Mal seit 1998 für das Finale qualifiziert. In der regulären Spielzeit fielen keine Tore, in der Verlängerung gelang jedoch Olympiasiegerin Marion Rodewald nach einer kurzen Ecke das Golden Goal für Rot-Weiß (84. Minute). „Wir wollten unbedingt ein Siebenmeterschießen vermeiden“, jubelte die Matchwinnerin, die gleich nach ihrem Torschuss unter einer Traube von Mitspielerinnen begraben wurde. Trainer Kluth fand: „Wir haben aufgrund des etwas größeren Willens am Ende verdient gewonnen, auch wenn wir mit Sicherheit nicht unser bestes Saisonspiel gezeigt haben.“

Auch das zweite Halbfinale zwischen Berlin und Titelverteidiger Rüsselsheim wurde erst in der Overtime entschieden. Olympiasiegerin Natascha Keller gelang ebenfalls in der 84. Minute das goldene Tor zum 2:1 für den Berliner HC. Zuvor war Rüsselsheim durch Denise Kleckers (13.) mit 1:0 in Führung. Eileen Hoffmann glich aber noch vor dem Seitenwechsel aus (24.). So trafen die Hauptstädterinnen, die die Bundesliga-Hauptrunde als Tabellen-Zweite abgeschlossen hatten, im Endspiel auf den ersten Köln. Zum dritten Mal in Serie erreichten die Kölnerinnen das Meisterschaftsfinale – davon können Klubs wie der 1. FC Köln oder die Kölner Haie zurzeit nur träumen.

Mit Marion Rodewald, Heike Lätzsch und Franziska Gude gehörten zudem drei Spielerinnen von Rot-Weiß der Nationalmannschaft an, die 2004 in Athen Olympiagold holte. Auch wenn der Jubel um die Golden Girls inzwischen nachgelassen hat, sagte Rodewald: „Völlig vergessen hat man unseren Erfolg noch nicht. Das ist schön. Ich werde immer Goldmedaillengewinner bleiben.“ Ein deutscher Meistertitel wäre trotzdem eine schöne zusätzliche Zierde gewesen. CHRISTIANE MITATSELIS