wortwechsel: Von Israel, dem Zölibat und der Alternativmedizin
Problem der deutschen Kirchenreform: Am Ende entscheidet Rom. Amnesty (AI) ist nicht mehr glaubwürdig. Naturheilkunde war noch nie eine Stärke der taz, lieber sein lassen.
Genesenenstatus
„Hauptsache, Verwirrung“,
taz vom 8. 2. 22
Ich bin weit davon entfernt, die FDP zu verteidigen. Der Kommentar der Autorin reiht sich leider argumentativ genau in die Coronapolitik dieses Landes ein. Um wen geht es eigentlich, fragt sie. Natürlich geht es da um einige Schwurbler/Querdenker, das stellt sie auch klar. Nur leider vergisst sie die Familien mit Kindern. Für Kinder gibt es noch keine generelle Impfempfehlung. Und mit der Verkürzung des Genesenenstatus werden für Familien mal eben viele Pläne über den Haufen geworfen. Warum sind diese Querdenker eigentlich in der Argumentation wichtiger als Kinder? Kinder wurden konsequent vergessen bei der Coronapolitik. Sie werden als Gefahr gesehen und die Politik ignoriert die Appelle von Kinderärzten, auch an die psychischen Folgen der Coronapolitik bei Kindern zu denken.
Tobias Krause, Oberhausen
Synodaler Weg
„Verächtlich und weltfremd“,
taz vom 4. 2. 22
Ich fürchte, Simone Schmollack überschätzt die Möglichkeiten des Synodalen Weges. Denn im weltweit für die gesamte römisch-katholische Kirche gültigen Kirchenrecht (Codex Iuris Canonici – CIC) ist gemäß Canon 277 § 1 CIC der Zölibat für angehende Priester mit der Weihe zum Diakon kirchenrechtlich grundsätzlich verpflichtend. Eine Dispens davon ist ausschließlich dem Papst vorbehalten. Da kann ein Synodaler Weg der deutschen römisch-katholischen Christinnen und Christen genauso wenig ändern, wie irgendeines der deutschen römisch-katholischen Bistümer. Ich fürchte, die Enttäuschung darüber, dass sämtliche Beschlüsse, die der Synodale Weg gefasst hat, kaum oder möglicherweise sogar gar kein Echo in tatsächlichen Reformen der römisch-katholischen Kirche haben wird, ist auf Grund der seit dem 1. Vatikanischen Konzil 1870 mit dem Jurisdiktionsprimat fest zementierten absoluten Ausrichtung auf den Papst vorprogrammiert.
Walter Jungbauer, Ellerbeck
Archive öffnen
„Reform im Schneckentempo“,
taz vom 4. 2. 22
Das heutige Ergebnis der Synodalversammlung: fröhliche Absichtserklärungen. Und der Papst kündigt schon an: wir mauern. Die Kirche ist kein Parlament, allein zählt, was der Papst sagt. Hilfreich wäre ein erster von vielen Schritten:
Öffnet die Archive! Lasst alle Welt wissen, was da über Euch und Eure Missbrauchsopfer, über Euer systematisches Vertuschen alles drinsteht! Entschädigt die vielen Missbrauchsopfer, die Kirche ist – weiß Gott! – reich genug. Diese katholische Kirche ist keine Heimat für Christen. Sie denkt nicht daran, freiwillig Macht abzugeben, oder das Zwangszölibat abzuschaffen. Jesus, der vernehmlich eine menschenfreundliche Soziallehre in seiner Bergpredigt verkündet hat, würde heute als Allererster aus diesem krank machenden Verein austreten!
Winfried Grißmer, Hofheim
Zwangszölibat
„Verächtlich und weltfremd“,
taz vom 4. 2. 22
Wenn Träumen erlaubt ist, wünschte ich mir einen Papst, der heiratet und anschließend dem einen oder anderen Bischof ein Doppelbett zur Verpartnerung schenkt. Die segensreiche Sexualität ist zwar auch Tummelfeld unfairer, rücksichtsloser Tendenzen und benötigt deshalb klare Regeln, aber keine vollkommene „Verkehrsberuhigung“. Leider brauchen Eskimos keinen Kühlschrank und Klerikale noch viel zu selten Doppelbetten. Mir ist die katholische Kirche viel zu wichtig, als dass sie nicht auch reformierbar wird. Arno Schelle, Gütersloh
Kein Zufall
„Israel – ein Apartheidstaat?“,
taz vom 10. 2. 22
Die Idee, einen Staat in Palästina zu gründen auf Kosten der Einheimischen, die dadurch ihre Heimat und ihr Eigentum verloren, ist kein zufälliges Geschehen oder eine Folge kriegerischer Auseinandersetzungen, sondern war so gewollt. Das Ergebnis ist ein Apartheidstaat. Übrigens ist der Libanon, der nur die Hälfte der Fläche Israels (ohne die 1967 besetzten Gebiete) ausmacht, als Demokratie verfasst und hat im Gegensatz zu Israel eine Verfassung. Er ist durch Klientelwirtschaft zwar in einem schlechten Zustand, aber Israel, die angeblich einzige Demokratie im Nahen Osten, ist dies aus Gründen seiner Enteignungspolitik und brutalen Besatzung ebenfalls und zwar in einem derart schlechten, dass Amnesty International ihm nun ein Apartheidsystem attestiert hat. Manuela Kunkel, Stuttgart
Glaubwürdigkeit
„Nichts als antiisraelische Stimmung“,
taz vom 5. 2. 22
Die Analyse von Jan Feddersen zur einst noblen Organisation Amnesty International (AI) ist völlig zutreffend. Das gilt leider auch für seine ernüchternden Feststellungen zur mangelnden Glaubwürdigkeit in Menschenrechtsfragen und dazu, dass AI keine Spende mehr wert sei. Ich selber erklärte Ende 2020 nach 34 Jahren Mitgliedschaft meinen Austritt aus Amnesty, weil die Organisation seit geraumer Zeit gegen zwei ihrer fünf offiziellen Unabhängigkeitsansprüche verstößt. Sie ist für mich leider nicht mehr unabhängig von Ideologien und auch nicht unabhängig von Religionen, wozu ich auch alle Formen von Ersatzreligiosität zähle.
Bernhard Bomke, München
Naturheilkunde
„Eine Pseudowissenschaft“,
taz vom 9. 2. 22
Ich bin seit 30 Jahren taz Leserin und lese sie sehr gerne, da ich mich gut informiert fühle, wenn es um Klima, Weltgeschehen, Arbeitsbedingung, Lebensbedingungen et cetera geht. Durch die Pandemie nimmt die taz eine derart zugespitzte abwertende Haltung gegenüber der Homöopathie, der Anthroposophie und Ähnlichem ein, die in keinerlei Weise angemessen ist. Ich frage mich zum wiederholten Male, warum macht Ihr das? Alternativmedizin war noch nie Euer Feld, vielleicht solltet Ihr es auch dabei belassen und nicht so diffamierend schreiben.
Susanne Hengehold-Schmidt, Toppenstedt
Gut aufgehoben
„Alternativer Umgang mit Corona“,
taz vom 4. 2. 22
Ihr Artikel über das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe bemüht sich, diesem Haus einen schlechten Ruf zu verpassen. Ich werde dort sehr erfolgreich mit gängigen Medikamenten gegen CLL behandelt und schätze den guten Umgang in diesem Haus. Und dabei bin ich keine Anhängerin der anthroposophischen Lehre. Ich fühle mich rundherum gut aufgehoben dort. Und Sie wissen doch selbst, dass inzwischen der Umgang mit Corona überall hinterfragt wird. Petra Ugrinsky, Berlin
Ukrainekonflikt
„Polen hofft auf Geschäft mit Gas“,
taz vom 9. 2. 22
Die Beiträge zur Ukraine-Krise geben endlich einen sachlichen Einblick in die Interessenhintergründe zum Beispiel in Polen. Rechte manipulieren die Medien und nehmen so Einfluss auf die deutsche Öffentlichkeit, um eine Krise im eigenen Interesse zu eskalieren und die europäischen PartnerInnen zu spalten. Die Opposition in Deutschland greift das gerne auf – und auch die taz scheint bereit gewesen zu sein, über die Stöckchen zu springen. Interessant ist, inwieweit auch in den USA die Medien manipulieren. Es ist auch richtig, dass Scholz, Baerbock und die europäischen Partner ihre Sanktionsliste nicht in der Öffentlichkeit diskutieren. Wer mit Krisenintervention zu tun hat, wird die „Wenn-dann-Drohungen“ möglichst vermeiden, um handlungsfähig zu bleiben. Das Verlangen nach konkreter Benennung der Sanktionen dient meines Erachtens nur rechten Medien und der Opposition. Jeannette Kassin, Hamburg
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