Die Adler flattern wieder

Team der Woche: Nach fünf Spielen waren die Berlin Adler weit davon entfernt, die Play-offs in der American Football League zu erreichen. Doch am Samstag schlugen sie die Panther aus Düsseldorf 41:14 und wahrten damit ihre Chancen

Dass im Sport die einzige Konstante die Unberechenbarkeit ist, haben auch die American Footballer der Berlin Adler erfahren. Überraschend wurden sie im vergangenen Oktober nach einer 13 Jahre dauernden Durststrecke zum fünften Mal Deutscher Meister der German Football League (GFL). Aber schon kurz nach dem Triumph kündigte der Erfolgstrainer Kent Andersson und folgte der Verlockung des Geldes zum Liga-Rivalen Braunschweig – wiederum sehr zur Überraschung des ganzen Teams und des verdutzten Vorstandes.

Denn eigentlich sollte Andersson eine ähnliche Dynastie wie zu Beginn der 90er-Jahre etablieren, als die Adler innerhalb von fünf Jahren vier Mal den deutschen Titel gewannen. Dafür gaben ihm die Berliner Verantwortlichen, diesmal zur Überraschung der gesamten Szene, einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Es half nichts.

Ziemlich unerwartet finden sich nun die Adler unter dem neuen US-Coach Pat Donohoe am Ende der Tabelle wieder. Da kam mit dem alten Rivalen aus besseren Zeiten – den Düsseldorf Panthern – genau der richtige Aufbau-Gegner ins heimische Jahnstadion. Schließlich stehen die rheinischen Panther als Tabellenletzter noch einen Platz hinter den Adlern. Nach vier Niederlagen und nur einem Sieg musste der Knoten endlich platzen, wenn das Minimalziel – die Play-offs – überhaupt noch erreicht werden soll.

Man sollte die Adler aber nicht so schnell abschreiben. Schließlich haben sie in ihrer 26-jährigen Geschichte schon das eine oder andere Problem gelöst. Nach den fetten Jahren zu Beginn der 90er-Jahre stürzten die Berliner mit finanziellen Problemen in die 2. Liga und drohten in der Bedeutungslosigkeit des überfüllten Berliner Sportkalenders als kleine Randsportart zu versinken. Doch mit viel Eigeninitiative und privatem Engagement kämpften sie sich zurück an die Spitze des deutschen Amateur-Footballs. Übrigens auch mit Hilfe des Nachbarn Berlin Thunder, die den Football der breiten Masse der Berliner nahe bringen möchte.

Das Team aus der NFL Europe spielt bekanntlich in einer anderen Liga, aber der Unterschied zwischen Thunder und den Adlern ist gar nicht so groß. Beide Teams kämpfen – auf ihrem Niveau – mit denselben Problemen. Beide Mannschaften werben zum Beispiel um mehr Anerkennung bei den Zuschauern und den Medien. Zwar sind die finanziellen Mittel, die sie dafür einsetzen können, in der Höhe völlig unterschiedlich, doch im Ergebnis schlägt sich das kaum nieder.

Thunder setzt Millionen Euro ein, um den im Schnitt 16.500 Zuschauern im Olympiastadion die Show und den Sport schmackhaft zu machen. Die Adler können mit ihrem sechsstelligen Saisonetat keine großflächigen Posteraktionen auf die Beine stellen. Dennoch sind inzwischen mit Jörg Heckenbach, Oliver Flemming und dem US-Spielmacher Eric Kresser einige ehemalige Thunder-Spieler im Kader der Adler. Außerdem ist der GFL-Meister schon zufrieden, wenn er mehr als 1.000 Besucher im Jahn-Sportpark begrüßen kann.

So waren es am Samstagabend rund 1.100 Fans, die den 41:14-Sieg der Adler gegen die Panther feierten. „Es war wichtig, nicht schon nach sechs Spieltagen den Anschluss an die Play-off-Plätze zu verpassen“, zog Pressesprecher Lutz Koch nach dem wichtigen Sieg sein Resümee.

Und auch der Chef der fünfköpfigen Trainer-Crew, Pat Donohoe, war zufrieden: „Es war gut, dass wir für unseren Einsatz endlich mal wieder belohnt wurden und das Spiel auch so deutlich gewonnen haben. Jetzt können wir die nächsten drei Wochen in Ruhe trainieren und am 23. Juli das Rückspiel gegen Schwäbisch Hall angehen.“ Vielleicht stehen dann dem Mann aus dem Mutterland des Footballs, den USA, auch wieder einige derzeit verletzte Leistungsträger zur Verfügung. Das wäre doch mal eine angenehme Überraschung. ROMAN MOTZKUS