das wetter
:

Honighaus

Bevor Jureka Dreiling das leer stehende Haus mit Honig füllte, verhandelte die erfahrene Teilzeitimkerin und hauptberufliche Polierin mit der Bienenkönigin. Denn für das vierstöckige Mietshaus brauchte es enorme Mengen des zähen Süßstoffs, wenn er tatsächlich aus allen Fenstern und Türen quellen sollte wie vorgesehen. Warum der Architekt in ein renovierungsbedürftiges Haus Honig gießen wollte, erschloss sich Jureka Dreiling zwar nicht, aber sie hatte sich längst abgewöhnt, Architektenpläne infrage zu stellen. Noch stand das Haus still und leer da. Jureka Dreiling hätte darauf wetten können, dass die Honigfüllung nachhaltig und klimaneutral sein sollte. Damit wurde doch heute alles erklärt. Und zum Richtfest würde der klebrige Architekt sicher Bienenstich reichen lassen. Jureka Dreiling schob den Helm in den Nacken und gab das Zeichen: Honig, frei!