VW: Neue Vorwürfe

Exbetriebsrat soll über Firma mit Škoda-Personalchef um Millionenauftrag vom Konzern geworben haben

BERLIN taz ■ In der Schmiergeldaffäre bei VW ist der zurückgetretene Betriebsratschef Klaus Volkert am Wochenende weiter unter Druck geraten. Focus und Spiegel berichteten, dass Volkert gemeinsam mit dem ebenfalls aus dem Amt geschiedenen Škoda-Personalchef Helmuth Schuster über ein Unternehmen in Luxemburg an der Firma F-BEL in Prag beteiligt gewesen sei. Die F-BEL wiederum habe sich um die Planung und Errichtung einer „Autostadt“ in Prag beworben. Der Auftrag, für den die F-BEL nicht den Zuschlag erhalten hat, habe bei etwa 50 Millionen Euro gelegen.

Schuster,heißt es, habe zuvor auch bei der IG Metall angefragt, ob sie sich mit ihren Pensionsfonds an dem Projekt beteiligen wolle. Die Gewerkschaft habe dies aber wegen unbefriedigender Auskünfte über die Gesellschafter abgelehnt.

In der Schmiergeldaffäre hatte Volkswagen Strafanzeige gegen Schuster und einen Mitarbeiter des Zentralen Personalwesens in Wolfsburg erstattet. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt wegen des Verdachts auf Untreue und Betrug. Unter anderem habe Schuster Schmiergelder von Zulieferfirmen verlangt, hieß es. Heute sollen der Staatsanwaltschaft die nötigen Unterlagen für ihre Ermittlungen übergeben werden, sagte ein VW-Sprecher am Wochenende.

Zudem berichteten Focus und Spiegel ebenfalls über ungeklärte Zahlungen an die Brasilianerin Adriana B., die Volkert persönlich bekannt gewesen sein soll. Dem Spiegel zufolge flog sie mehrfach auf Kosten von VW in der ersten Klasse nach Deutschland. Die Abrechnungen dafür seien als Auslagen für Betriebsratsprojekte verrechnet worden. Nach Focus-Informationen habe es mit der Frau zudem einen Werbevertrag gegeben. Für das Honorar habe sie Firmenvideos produziert, zitierte das Magazin die Frau aus São Paulo, die bestritt, eine Liebesaffäre mit Volkert gehabt zu haben.

Der designierte neue Betriebsratschef Bernd Osterloh hat vor dem Hintergrund der Affäre bei der Belegschaft um Vertrauen geworben. Er habe den Vorstand im Namen des Gesamtbetriebsrats aufgefordert, „eine lückenlose und ausnahmslose Aufklärung zügig voranzutreiben“, schrieb der bisherige Stellvertreter Volkerts laut Braunschweiger Zeitung in einem Brief an die Beschäftigten. Belegschaft, Betriebsrat und IG Metall müssten nun zusammenstehen. VW habe „sehr schwierige Zeiten vor“ sich.

STEPHAN KOSCH

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