… DER TÜV?
: Sehnsüchte wecken

Sehnsucht nach dem TÜV hat man eher selten. Wer die aktuelle Pressemitteilung des Technischen Überwachungs-Vereins Süd liest, könnte aber tatsächlich ins Schwärmen geraten. Nicht wegen der lyrischen Qualität des Textes, sondern wegen des Angebots. Denn die Akademie des TÜV bildet ab sofort Aufsichtsräte aus. „Wer heute eine dieser verantwortungsvollen Positionen anstrebt, sollte strategische, rechtliche, fiskalische und personelle Aspekte des Mandats ebenso kennen wie die verschiedenen Facetten des Risikomanagements“, schreibt der Verein.

Wie wahr! Und warum erst jetzt?, möchte man rufen. Risikomanagement, so etwas hätte auch Berlin schon viel früher gebraucht. Wir hätten uns so viel sparen können. Zum Beispiel den Bankenskandal – und damit Kosten in Milliardenhöhe.

Oder die Schlappe mit dem Großflughafen. Hätten die Herren Aufsichtsratsmitglieder den TÜV nicht nur mit ihrem Auto besucht, wären Berlin und Brandenburger vielleicht um diese Lektion herumgekommen. Um neun Monate wurde der Eröffnungstermin verschoben, jetzt gilt auch der neue Termin als zu früh (Bericht Seite 17). Wie teuer der Spaß wird, weiß niemand.

Einiges lag beim BER im Argen: Beim Brandschutz haperte es, automatische Türen wollte der Flughafen von einer Horde Saaldiener manuell öffnen lassen. „Aufsichtsräte müssen Entscheidungen des Top-Managements effektiv beurteilen können. Sie sollten die richtigen Fragen stellen können“, heißt es vom TÜV. Genau das hat offenbar nicht funktioniert. Wahrscheinlich stellte Aufsichtsratschef Klaus Wowereit (SPD) immer nur diese eine Frage, und zwar mit drohendem Unterton: „Aber der Eröffnungstermin ist doch zu halten, ODER?“

Die sieben ersten Teilnehmer der neuen Aufsichtsrat-Ausbildung haben laut TÜV Süd am Samstag ihre Prüfung abgelegt. Übrigens in Berlin. Das lässt hoffen. ALL Foto: Archiv