Prestigekampf der ModeratorInnen

TV-DUELL (II) Der Proporz der Fernsehsender macht ein kritisches Gespräch mit Staatslenkern unmöglich

BERLIN taz | Der Quark begann schon mit dem Countdown vor Beginn des eigentlichen TV-Duells: Nein, auch eine wie beim Raketenstart eingeblendete rückwärtslaufende Uhr auf ARD und RTL machte aus dieser Kissenschlacht eines in treuer Vernunftehe verbundenen Politpaars im besten Alter kein spannendes Ereignis.

Doch genau das wollten die vier übertragenden Sender um jeden Preis inszenieren, mit Detailinformationen zum vorab gereichten kleinen Snack (Merkel: Käse und Lachs; Steinmeier: Käse und Frikadelle) und treuherzigen Fragen, wer denn wohl aufgeregter sei.

Die wirklich Aufgeregten standen derweil schon mal rum: vier ModeratorInnen der vier übertragenden Sender, die Einsätze schwer nach Proporz verteilt. Merkel und Steinmeier waren da fast nur noch Staffage, die wahren Kombattanten duellierten sich mit ihren Fragen. Statt der Redezeit von Kanzlerin und Kandidat hätte man eher die der ModeratorInnen messen sollen, die arg bemüht waren, sich und ihren Sender ins beste Licht zu setzen. Wie soll aus so einer Konstellation eine anständige, harte Befragung von Staatslenkern entstehen?

Immerhin Frank Plasberg legte mit etwas konfrontativeren Fragen vor. Ob sich die SPD angesichts ihrer nicht gerade astronomischen Umfragewerte nicht lieber erst mal „in der Opposition reanimieren“ wolle, fragte Plasberg, um sich dann schnell noch auf „regenerieren“ zu verbessern. „Das können wir diesem Land nicht antun“, antwortete Steinmeier – und musste selber lachen. Doch bevor Plasberg nachlegen konnte, war schon die Nächste dran. Ein Trost: So zwang er auch seine bis dahin eher blassen MitfragerInnen zu einer etwas kritischeren Gangart.

Zielführender wäre es aber, man ließe den ganzen Duellquatsch nicht wie einen „Internationalen Frühschoppen“ moderieren, sondern machte eine wirkliche Frage-und-Antwort-Sendung draus. Mit maximal zwei Interviewern, die nachbohren und nachsetzen können und dürfen – und nicht in erster Linie ihr Senderprestige zu Markte tragen. STEFFEN GRIMBERG