brief des tages:
Wovon träumt Wladimir Putin?
„Der Kreml reißt die Geschichte an sich“, taz vom 29. 12. 21
Mit dem Titel: „Erschossen in Moskau“ erschien 2008 unter Mitarbeit von Memorial International eine Dokumentation, in der 927 in Moskau zwischen 1950 und 1953 hingerichtete deutsche Bürger vorgestellt wurden. Nach dem Zusammenbruch der alten Sowjetunion wurden sie von russischen Behörden auf Antrag der Hinterbliebenen überwiegend rehabilitiert. Auch diese Rehabilitierungen in der Nachwendezeit werden Herrn Putin nicht geschmeckt haben. Putin kannte als Geheimdienstmitarbeiter des einstigen KGB noch die „Weltmacht Sowjetunion“ inklusive der nach 1945 annektierten Teile Polens. Es macht mir Angst, dass Putin vom Großreich Russland träumt. Warum sonst lässt er die Presse, Justiz und Opposition so schleifen. Mit der Einverleibung der Krim hat er getestet, wie der Rest der Welt auf seine Rückgewinnung reagiert – ziemlich ohnmächtig. An einer Aufarbeitung der Gräueltaten unter Stalin hat er für seine Geschichtsumschreibung kein Interesse, er will „sein siegreiches Volk“ hinter sich bringen um genügend Kämpfer für Rückeroberungen zu gewinnen. Berthold Noeske, Freiburg
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