Skepsis innerhalb der PDS schwindet

Die guten Umfragen beeindrucken auch die Kritiker der neuen Linkspartei: keine Verluste im Osten

Der PDS-Vorstand wird Lafontaine bitten, sich künftig schärfer nach rechts abzugrenzen

KASSEL taz ■ Auf den symbolischen Händedruck von Oskar Lafontaine und Lothar Bisky mussten die Fotografen vergeblich warten. Denn statt wie versprochen als Gast auf dem Bundesparteitag der WASG zu erscheinen, feierte Bisky in Kaliningrad das 750-jährige Jubiläum der Stadt. Ganz ohne Vereinigungsgesten musste die WASG ihren Parteitag dennoch nicht abhalten: PDS-Bundesvorstandsmitglied und NRW-Landeschef Paul Schäfer verkündete stolz, dass er sogar im Auto seines WASG-Kollegen Hüseyin Aydin von Düsseldorf nach Kassel gereist sei. „Da sieht man, wie weit wir schon sind“, sagte Schäfer.

Tatsächlich erscheint zwei Wochen vor dem Sonderparteitag der PDS am 17. Juli die nötige Zweidrittelmehrheit für das Bündnis mit der WASG und eine Umbenennung in „Die Linkspartei“ nahezu sicher. „Das wird laufen. Die PDS ist doch eine traditionell disziplinierte Partei“, sagte Schäfer. Lediglich die Frage des möglichen Namenszusatzes PDS oder Demokratische Sozialisten in den westdeutschen Bundesländern sei noch strittig. Vor allem die guten Umfrageergebnisse haben die Skepsis gegenüber der WASG in vielen PDS-Landesverbänden schwinden lassen – zumal die PDS für die gestiegene Akzeptanz im Westen offenbar nicht mit Verlusten im Osten bezahlen muss. „An der Basis wird das sehr vernünftig reflektiert“, sagte die stellvertretende Parteichefin Katja Kipping der taz. „Das Ganze hat eine Eigendynamik bekommen. Die Leute wissen, dass ein Scheitern des Bündnisses viel zu viel Risiko birgt.“ Auch die Mitglieder der PDS-Führungsriege, die ursprünglich wenig Lust auf ein Bündnis mit der WASG erkennen ließen, haben ihren Widerstand weitgehend eingestellt. „Von den Funktionsträgern der PDS steht lediglich Sahra Wagenknecht offen gegen das Projekt. Es sind jetzt nur noch Teile der Basis, die sich schwer tun“, sagte Bundesvorstandsmitglied Schäfer. Schwer tut sich der PDS-Anhang vor allem mit dem weiterhin populistischen Kurs des WASG-Spitzenkandidaten Oskar Lafontaine. In Zuge eines Gesprächs im Berliner Karl-Liebknecht-Haus wolle die PDS-Spitze den Saarländer noch einmal bitten, sich künftig deutlicher nach rechts abzugrenzen, kündigte Vizechefin Kipping an. KLAUS JANSEN