Falsche Rechnung

Streit um Evangelische Theologie: SPD wirft Senat vor, Ausstattung des Uni-Fachbereichs schönzureden. Professorenschaft nahezu halbiert, Ökumene-Schwerpunkt vor dem Aus

Barbara Brüning fühlt sich getäuscht. Die SPD-Abgeordnete wirft dem Senat „falsche Behauptungen“ über die Ausstattung der Evangelischen Theologie an der Uni vor. In seiner Antwort auf eine kleine Anfrage, die Brüning über die aktuelle Professorenzahl in dem durch Sparauflagen gebeutelten Fachbereich stellte, führt der Senat fast ein Drittel mehr Stellen als vorhanden an. „Es wurden mehr Professuren gestrichen als angegeben“, so Brüning – der Senat habe „gelogen“. Auch drücke sich das Rathaus vor der Frage, welche Engpässe in Lehre und Prüfungen drohen.

Brüning bohrt bei den Kapazitäten nach, weil kürzlich mehrere Uni-Dekane vor der „Abschaffung“ der Evangelischen Theologie gewarnt hatten. Wie berichtet, verweigert Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) die Freigabe zweier Professuren im Fachbereich – entgegen eines Beschlusses des Hochschulrats. In Uni-Kreisen kursiert das Gerücht, der CDU-Senat wolle die Stellen den Katholiken kredenzen. „Das stimmt nicht“, sagte Drägers Sprecherin Sabine Neumann gestern.

Laut Senatsantwort hat die Evangelische Theologie seit 1995 nur drei von damals 18 Professuren abgebaut. Von Theologie-Dekan Jörg Dierken erfuhr Brüning nun aber, dass diese Angabe „falsch“ sei. „Tatsache ist“, so Dierken, „dass wir derzeit elf Professoren sind – gegenüber 19 im Jahr 1995.“ Drei Stellen verloren die Theologen im Herbst 2004, als Hamburg und Kiel eine Kooperation vereinbarten. Von den übrigen elf gehen laut Dierken nächste Woche zwei Profs ohne Nachfolge in Pension. Eine weitere Stelle sei zur Streichung in vier Jahren identifiziert.

Lehre und Prüfungen, so der Dekan, seien durch den Abbau gefährdet. Das Kernfach „Religionswissenschaften“ drohe ab Herbst brachzuliegen, obwohl es Pflichtfach und in Kiel nicht im Angebot ist. Auch baue der konfessionsübergreifende „Religionsunterricht für alle“ an Hamburgs Schulen auf diesem Ökumene-Schwerpunkt auf. „Wollen wir ,Religionsunterricht für alle‘“, fordert SPD-Politikerin Brüning, „müssen die Lehrer auch so ausgebildet werden.“ Doch auf ihre Frage, wie der Ökumene-Schwerpunkt an der Uni erhalten werde, weicht der Senat aus: In der „zur Verfügung stehenden Zeit konnte nicht ermittelt werden, ob Engpässe auftreten“.

Die Behörde begründet die Stellenblockade damit, dass die Uni trotz einer Verabredung bisher kein Konzept für die Kooperation mit Kiel vorgelegt habe. Dierken widerspricht: „Grundlagen“ für den Verbund seien dem Hochschulrat zugestellt worden. Zehn Professoren pro Standort und der Erhalt der Lehr- und der Pfarramtsausbildung hier wie dort würden vorgeschlagen. „Wenn uns aber die Behörde die Voraussetzungen für diese Planung streitig macht“, so Dierken, „können wir auch kein Paket schnüren.“ EVA WEIKERT