Blind die Welt erradeln

Eine ungewöhnliche Radreise planen zwei junge BremerInnen: Als Sozius sitzen Blinde auf ihrem Tandem – für die nächsten acht Monate und 14.000 Kilometer

bremen epd ■ Zwei Bremer wollen auf einer Tandemtour nach Singapur blinden und stark sehbehinderten Menschen ein Abenteuer auf dem Rad ermöglichen. Der 25-jährige Student Sebastian Burger der Hochschule für Künste und seine Begleiterin Susanne Kammer starten am Samstag zu der monatelangen Radel-Reise, um bis März 2006 eine etwa 14.000 Kilometer lange Strecke zu bewältigen. Das teilte jetzt das christliche Hilfswerk Christoffel-Blindenmission aus Bensheim mit. Von Bremen bis Singapur können Blinde Teil-Etappen auf den hinteren Tandem-Plätzen mitfahren.

Zu der „Blind-Cycle-Tour“ haben sich nach Angaben der Blindenmission bereits Mitreisende aus Deutschland, Österreich und Indien entschlossen. „Jeden Tag werden wir rund 65 Kilometer unterwegs sein, interessante Landschaften, fremde Menschen und Kulturen kennen lernen“, sagte Burger. Geschlafen werde im Zelt und gekocht am offenen Feuer, erklärte der Student der Bremer Hochschule für Künste.

Die beiden Sehenden holen ihre Mitfahrer jeweils an Bahnhöfen oder Flughäfen ab. Als erster Mitreisender freut sich Dirk Graf aus Bruchhausen-Vilsen auf ein „spannendes Abenteuer“. Der 41-jährige Masseur wurde mit einer hochgradigen Sehschädigung geboren, heute ist er vollkommen blind. Der Diabetiker will auf der Etappe von Kayseri in der Türkei bis nach Kerman im Iran mitfahren. Er will fremde Kulturen kennen lernen. Besonders reizt ihn das Zusammenspiel mit den sehenden Tandem-Piloten.

Drei Viertel der angebotenen Tandem-Plätze zum Mitradeln sind schon ausgebucht, wenn Bremens Bürgermeister Henning Scherf (SPD) die ungewöhnliche Reisegruppe am Samstag (9.7.) am Bremer Hauptbahnhof verabschiedet.