„Stärker als jede Medizin“

Vortrag über das Gesundheitspotenzial des Fisches

■ ist Hausarzt und Autor. Foto: Privat

taz: Herr Liebke, Sie fordern, Fisch auf Rezept zu verschreiben. Ist das Ihr Ernst?

Frank Liebke: Das ist sicher etwas übertrieben. Wissenschaftliche Studien zeigen aber: Fisch ist hinsichtlich seiner gesundheitsbildenden Wirkung stärker als jedes Medikament – und sollte deshalb eigentlich zur täglichen Verordnung eines jeden Arztes gehören.

Präventiv oder therapeutisch?

Zunächst vertrete ich die Botschaft, esst mehr Fisch und erfreut Euch länger Eurer Gesundheit. Fisch wirkt aber nicht nur präventiv und lebensverlängernd, er ist auch Risikogruppen zu empfehlen. Nach einem Herzinfarkt etwa lässt sich ein zweiter Infarkt durch eine fischreiche Ernährung viel besser verhindern.

Wie reagieren Ihre Kollegen auf Ihre Ansichten?

Es gibt meist erst ungläubiges Staunen, dann doch Zustimmung. Ich beziehe mich ja auf Fakten und empfehle nicht, Fischstäbchen zu verschreiben. Kollegen wie Patienten lassen sich oft von der Werbung fehlleiten: Plötzlich gilt ein probiotischer Drink als das Gesündeste der Welt. Von unseren natürlichen Lebensquellen haben wir uns sehr weit entfernt.

Viele Fischarten sind aber mittlerweile ziemlich bedroht …

Natürlich ist die Überfischung der Meere problematisch. Als Mediziner sehe ich mich aber zunächst in der Pflicht, auf das Gesundheitspotenzial von Fisch hinzuweisen. Wenn sich diese Einsicht durchsetzt, wird sich auch ein viel breiteres Bündnis für den Erhalt der Meere bilden. Das könnte etwa die Eindämmung des Beifangs vorantreiben oder nachhaltige Standards für den Fischfang durchsetzen.INTERVIEW: AG

16 Uhr, Stadtbibliothek BHV