Einstein, Grappa und das Atom

Verblüffendes aus Albert Einsteins Leben. Eine hochprozentige Anekdotensammlung

Als sich Ende der Zwanzigerjahre die Quantentheorie und damit das Einstein verhasste „Prinzip Zufall“ in der Physik etablierte, dachte der Nobelpreisträger: „Denen werd ich’s zeigen“. Er schrieb ein Postskriptum zu seiner Arbeit über die Brown’sche Molekularbewegung, welche bekanntlich die irreguläre Bewegung kleiner Teilchen in einer Flüssigkeit erklärte. Das bahnbrechende Manuskript gipfelte in der mathematisch exakt berechneten Vorhersage aller Fußballweltmeister von 1930 bis ins Jahr 2050. Albert Einstein schickte die Liste an seinen Freund Conrad Habicht nach Bern mit der Bitte, das nach allen Regeln der Kunst verschlüsselte Papier erst zehn Jahre nach seinem Tode zu veröffentlichen. Habicht versprach’s, verschluckte das Originalmanuskript aber 1954 aus Wut über die 5:7-Viertelfinalniederlage des WM-Gastgeberlandes Schweiz gegen die Österreicher.

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Weitgehend unbekannt ist, dass Hobbygeiger Einstein nicht nur die Relativitätstheorie, sondern auch die Zwölftonmusik und den Hotjazz erfand. Letzteren allerdings unter dem Pseudonym „Eddy South“. Eddy South Einstein entwickelte den kompakten Swingstil in Paris zusammen mit Django Reinhard und Stephan Grapelli. 1934 gründete das Trio den „Hot Club de France“. Eine ihrer schönsten Aufnahme ist „Interprétation swing et improvisation swing sur le premier mouvement du concerto en ré mineur pour deux violons par Jean Sebastian Bach“. Einstein und Grapelli spielen den Hauptteil des 1. Satzes aus Bachs Konzert für zwei Violinen in d-Moll, während Reinhardts Gitarre das Orchester „ersetzt“. 1944 wurden alle greifbaren Pressungen von den Nazis als besonders verabscheuungswürdige Beispiele „entarteter Kunst“ vernichtet. Glücklicherweise gelangten einige Exemplare nach Amerika, wo Einstein sich den Künstlernamen „Professor Longhair“ zulegte und weitere Platten mit den Neville-Brothers und Dr. John einspielte.

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Wo sind meine Socken? Wo ist mein Kamm? Mit welcher Dame gehe ich heute essen? Diese Fragen haben Albert Einstein zeitlebens mindestens so intensiv beschäftigt wie die Physik. Denn wenn an Kämmen und Socken auch steter Mangel herrschte, war es bei den Damen gerade umgekehrt. Das umjubelte Genie verdrehte einfach zu vielen den Kopf – erstaunlich, wenn man die bekannten Fotos betrachtet.

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Ein anderes Problem, über das er in tiefes Grübeln verfallen konnte, teilte Einstein mit dem deutschen Fußballer Rudi Völler. Als der Nobelpreisträger einmal auf dem Berliner Schielowsee sein Segelboot, den „Tümmler“, zu Wasser ließ, zeigte ein Vater seinem Sohn den berühmten Mann: „Sieh mal, da drüben ist der Onkel Einstein.“ Der Kleine sah sich die Gestalt mit den weißen flatternden Haaren kritisch an und fragte dann rotzfrech: „Vati, warum ist der Onkel eine Tante?“

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Einstein trank gern, und er trank eine Menge. Da ist die Quellenlage eindeutig. Während der Arbeit an der speziellen Relativitätstheorie verklappte er vier Liter Bordeaux, fünf Flaschen roten Burgunder „Grand Cru“, sieben Pflümli und acht Sechsämtertropfen. Die Entdeckung des Atoms war dagegen eine Kleinigkeit. Nach drei Flaschen Barolo und vier doppelten Grappa war es vollbracht. Die Idee, dass die jedem Lichtteilchen innewohnende Energie der Strahlungsfrequenz proportional ist, kam Einstein nach drei Vierteln Gewürztraminer. Als er noch sechs Edelzwicker und fünf Single Malt nachgegossen hatte, fiel dem Genie dazu auch gleich die richtige Formel ein: E = hu, wobei E die Strahlungsenergie, h eine universelle Konstante, das so genannte Planck’sche Wirkungsquantum, und u die Strahlungsfrequenz ist. Über die Rolle von Cabernet Sauvignon, Chardonnay und Zinfandel auf die Allgemeine Relativitätstheorie ist sich die Forschung noch nicht ganz einig. Fest steht nur so viel: Einstein hasste Sekt! Später in Amerika trank er nur noch bayerisches Bier (Kulmbacher) und Reiswein, um gegen den Abwurf der ersten Atombombe sowie gegen die notorische Verletzung des deutschen Reinheitsgebots seitens der amerikanischen Brauindustrie zu protestieren.

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In dem amerikanischen Spielfilm „I. Q“ von 1994 sagt Walter Matthau alias Albert Einstein: „Ich habe zwei Kriege, zwei Ehefrauen und Hitler überlebt.“ Dass dem Gewohnheitstrinker Einstein der Antialkoholiker Hitler besonders zuwider war, ist kein Geheimnis. Noch mehr als den Diktator, den Krieg und die Ehe hasste er jedoch Plancks Quantentheorie, Sekt, Kochkäse, Quarkschnitten mit Schnittlauch, sein Rheuma und den Bebop, dessen unmelodische Experimente dem Erfinder des Hotjazz ähnlich wie Louis Amstrong „viel zu weit gingen“. Was ihn aber nicht hinderte mit Thelonius Monk, Charlie Parker und Dizzy Gillespie, den Erfinder dieser modernen Stilart, eine herzliche Freundschaft zu pflegen und manches Gläschen, jedoch nur Bier und Reiswein, zu leeren.

AUFGEZEICHNET VON

MICHAEL QUASTHOFF