Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Man ist es in Berlin schon gewohnt, dass Kunst als Allzweckpflaster zur Heilung sozialer Probleme herangezogen wird. Was nicht aufgeht, nicht aufgehen kann. Wohl aber kann sie, die Kunst, eine andere Wahrnehmung für die Umgebung schaffen, Menschen in Prozesse einbinden und Meinung generieren. Mehr nicht. Ganz anders sehen das manchmal Menschen, die hilflos sind. Wie etwa bei dem „Verfall“ der Turmstraße in Moabit, der seit September 2008 mit 4,2 Millionen Euro aufgehalten werden soll. Entsprechend wurde letzten Mittwoch zu einem Gespräch über das Zusammenspiel von Kunst und Ökonomie in die Galerie Nord geladen, wo zu dieser Zeit noch Erik Göngrichs und Albert Weiss’ in 18-monatiger Arbeit entstandenes Projekt den künstlerischen Dialog zwischen ökonomischen Prozessen und städtebaulicher Entwicklungen förderte. Der reale Plan schien, trotz Lobeshymnen, von jeglichem Dialog unberührt. Ein bisschen Begrünung hier, eine Bank dort. Und die KünstlerInnen? Für die wurde eine schnelle Rechnung aufgemacht: In der ehemals so herrlichen Markthalle solle ein Kunst-Weihnachtsmarkt entstehen. Laufender Meter drei Euro Miete, bei drei Meter wären das dann in einer Woche 56 Euro, das hätte man mit seinen Produkten schnell eingespielt und der Vermieter würde sehen, dass da was geht. Und dann kommt der Ostermarkt und der… No sagt Santiago Sierra auf seiner NO Global Tour, für die ein etwa vier Meter hohes, 4,5 Meter breites und 60 Zentimeter tiefes schwarzes NO auf einem Lastwagen durch die Lande gezogen wird. In den nächsten Tagen wird es zur besten Messezeit auf das Dach der Werkstatt des Künstlers Georg Dokoupil gehievt, bevor es weiter durch Berlin und Brandenburg reist. Lieber Herr Sierra, könnten Sie das NO bitte auch ein paarmal durch die Torstraße schicken?! Das wäre gut.

■ Santiago Sierra: NO; 22.–27. September, 12.30 Uhr, Werkstatt Dokoupil, Luckenwalder Str. 4–6