Im schaurigen Moor

Spaziergängerinnen bleiben hüfttief stecken

„O schaurig ist’s übers Moor zu gehn“, wusste schon Annette von Droste-Hülshoff, die einen Knaben ins lyrische Feuchtgebiet schickte. Weniger poetisch, aber ähnlich schaurig ging es am Sonntag in der Nähe von Neubrandenburg zu, als zwei Frauen bei einem Adventsspaziergang hüfttief in einem Moor stecken blieben. Die beiden 28 und 31 Jahre alten Flaneurinnen aus Greifswald alarmierten selbst die Rettungskräfte, weil sie sich nicht aus eigener Kraft befreien konnten, wie die Polizei am Montag mitteilte. Und an der Stelle wäre es legitim, die hüfttief im Schlamassel steckenden Frauen kübelweise mit Hohn und Spott zu überschütten und über das wieder einmal völlig orientierungslos vom Weg abkommende Weibsvolk zu lästern. Aber es ist doch Adventszeit, eine vorweihnachtliche Sanftmut hat uns ergriffen und unsere sonst so spöttischen Gemüter sind durch feine Lebkuchenherzen, knisternde Kerzen und dampfenden Glühwein milde gestimmt. Und so geht auch diese dramatische Moorgeschichte herzensgut aus, die beiden versunkenen Damen wurden gerettet. Im Einsatz waren 48 Kräfte der Feuerwehr, die danach gewiss der Dichterin sumpfige Zeilen im Chor vortrugen: „Ja, im Geröhre war’s fürchterlich, / O schaurig war’s in der Heide.“