Schulfrei dank Grippe

INFEKTION Betroffene Schulen reagieren unterschiedlich auf Fälle von Schweinegrippe

Mal trifft es eine ganze Schule, die geschlossen wird, mal eine ganze Stufe, mal nur einzelne Klassen. Grund ist die Schweinegrippe, die sich derzeit stärker als bisher ausbreitet. Um die Verbreitung einzudämmen, wurde jetzt zum zweiten Mal in Berlin eine Schule komplett geschlossen: die Philipp-Reis-Realschule in Lichtenberg. Mehrere Schüler hatten sich bei Klassenfahrten im Ausland mit dem H1N1-Virus angesteckt. Im Juli war das Humboldt-Gymnasium in Köpenick wegen Seuchenalarms geschlossen worden.

In der Lichtenberger Realschule wurden fünf Fälle bestätigt, betroffen waren nur Zehntklässler. Im Kreuzberger Leibniz-Gymnasium erkrankten drei Achtklässler. Dort müssen aber nur Schüler dieser Stufe zu Hause bleiben. Auch das Hans-Carossa-Gymnasium in Spandau ist betroffen: Hier hat eine zehnte Klasse schulfrei. Dass bei vergleichbaren Situationen verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, liegt an den Schulen. „Es gibt keine festen Kriterien für Schließungen“, erklärt Marie-Luise Dittmar, Sprecherin der Gesundheitssenatorin. „Die Entscheidungen werden individuell vor Ort getroffen.“ Ob eine ganze Schule oder nur eine Klasse nach Hause geschickt wird, ist von Fall zu Fall von den Amtsärzten in den Bezirken zu entscheiden, so Dittmar. Die Schulverwaltung ist dann allerdings verpflichtet, sich an diese Vorgaben zu halten.

Trotz der vermehrten Infektionen vor allem in Schulen spricht die Gesundheitsverwaltung noch von einem moderaten Grippeverlauf in Berlin. Bis jetzt sind 516 Fälle der Schweinegrippe registriert worden, wobei der Ablauf mit einer normalen Grippeerkrankung vergleichbar war. „Bei einer Stadt mit 3,5 Millionen Einwohnern ist das wenig“, sagt Dittmar. Das Robert Koch-Institut prognostiziert allerdings in den nächsten Tagen zum Herbstbeginn eine größere Grippewelle. MOHAMED AMJAHID