Jahresrückblick Literatur von: Ulrike Winkelmann
Ulrike Winkelmann
Chefredakteurin der taz
Roman des Jahres
Emilie Pine: „Botschaften an mich selbst“ (btb-Verlag). Essays einer Irin über ihr Leben. Alkoholkranker Vater, Familiendinge, Kinderkriegen. Klingt nicht besonders? Es ist fantastisch, klug, einfach nicht aus der Hand legbar.
Politisches Buch
Samira El Ouassil & Friedemann Karig: „Erzählende Affen“ (Ullstein). Wir brauchen Geschichten, um zu begreifen. Geschichten haben Muster, sie sind uralt und prägen unser Denken. Erhellend und witzig … genau: erzählt.
Zum Verschenken
Martin Langer: „Das Land des Lächelns“ (Seltmann Publishers). Fotos aus Ostwestfalen, 80er Jahre. Und nein, die Leute lächeln eben nicht. Darum zeigen ihre Gesichter so viel von Sturheit, Ödnis und diesem Wunsch nach „Normalität“.
Zum Angeben
Nick Reimer, Toralf Staud: „Deutschland 2050“ (KiWi). Ein bisschen Lesemut braucht es schon für diesen Ausblick auf die klimaverwandelte Zukunft. Ist aber auch keine Katastrophenlektüre – und außerdem gut geschrieben.
Auch schön
Sven Regener: „Glitterschnitter“ (Galiani). Ein weiterer Teil des Berlin-Kreuzberger Sittengemäldes, das wir uns seit „Herr Lehmann“ (2001) erschließen dürfen. Vom ewigen Versuch, widerständig und kreativ zu leben. So schön.