DIE GROSSE PATRIOTISMUSDEBATTE – TEIL II
:

Christoph Nestor hatte die Fahne schon zur WM 2010 für seinen Lieblingsspieler Özil gebastelt: „Ich war verknallt in seine Spielweise.“ Aber als er die mit Papier beklebte Fahne zum Turnierbeginn wieder vor dem Haus platzierte, flatterte ein Brief ins Haus: „Haben Sie keinen Nationalstolz ????????????“, fragt der anonyme Verfasser, „Das Aushängen Ihrer kombinierten Fahne beleidigt beide Länder. Ihre Flagge hat nichts mit Sport oder Integration zu tun.“ Außer dem Brief habe Nestor noch keine negativen Äußerungen zu seiner Fußballdeko gehört. Aber Dossenheim bei Heidelberg ist eine kleine Stadt mit 12.000 Einwohnern. „Ich denke, keiner sagt öffentlich etwas gegen meine Fahne.“ Leider hat ein starker Regen in der Nacht Mond, Stern und Nachnamen des Spielers runtergewaschen. „Immerhin steht da noch Mesut. Sonst könnte der Briefschreiber denken, ich wäre wegen seines Textes eingeknickt“, sagt der 59-Jährige. Nestors großer Wunsch ist, dass sein Lieblingsspieler die Fahne auch mal sieht: „Aber ich glaube, Özil liest während der EM wohl nicht die taz.“ (sb)

Hat die Balkondeko Ihres Nachbarn auch etwas zur großen Integrationsdebatte beizutragen? Senden Sie uns Ihre Fotos an: em@taz.de