olympische träume
: Langer Atem statt hängender Ohren

Das kommt dabei heraus, wenn Bürgermeister Ole von Beust (CDU) „nicht die Ohren hängen“ lässt. Das hatte er vor zwei Jahren versichert, als nicht Hamburg, sondern Leipzig auserkoren wurde als die Stadt, welche Olympia 2012 nach Deutschland holen sollte und damit bereits in der ersten internationalen Qualifikationsrunde furios scheiterte. Heute Abend befindet das Internationale Olympische Komitee (IOC) in Singapur über den Austragungsort, und unmittelbar danach wird von Beust die Ohren aufstellen. Und offiziell verkünden wird er die Bewerbung Hamburgs für alle erdenklichen Olympischen Sommerspiele der Jahre 2016 bis 2028.

Was wie Entscheidungsunfähigkeit aussieht, soll unübertreffliche Taktik sein. Es sei nicht damit zu rechnen, mit offenen Armen empfangen zu werden, raunen eingeweihte Kreise in der selbst ernannten Sportstadt an der Elbe Auen. Deshalb gelte es, dem IOC die Ernsthaftigkeit des Ansinnens „nachhaltig zu demonstrieren“. Will heißen, dass Hamburg schon irgendwann reüssieren könnte, wenn es zuvor nur genügend Niederlagen unbeeindruckt wegsteckt.

Dabei ist eine Olympia-Bewerbung für 2016 vermutlich ohnehin aussichtslos. New York, Moskau, Madrid, London und Paris stehen heute zur Auswahl, die französische Hauptstadt wird als Favorit gehandelt. Falls aber eine europäische Metropole den Zuschlag für 2012 bekommt, bedeutet dies nach den ungeschriebenen IOC-Regeln, dass danach ein anderer Kontinent an der Reihe wäre. Hamburg muss also auf New York hoffen oder anderenfalls seine olympischen Träume auf das übernächste Jahrzehnt verschieben: Langer Atem statt hängender Ohren. SMV