HAMBURGER SZENE VON ANNIKA STENZEL
: Fast schon Promi-Alarm

Der Tag war lang, aber der Abend ist ausnahmsweise lau und so wird das Feierabendbier vor statt in der Bar getrunken. Die Barkeeperin stellt extra eine Bank raus. Kiezgänger ziehen vorbei, vor dem Kiosk wird laut gelacht.

Ein gut ausgerüsteter Fotograf läuft vorbei, beobachtet, kommt wieder zurück. Er bleibt vor der Bar stehen, schaut sich um, blickt durch den Sucher seiner Spiegelreflex, geht wieder weg, taucht plötzlich wieder auf. Er fotografiert – nichts. Ist das nicht der von der Mopo?

Dann kommt ein zweiter. Auch er schleicht um die Bar, guckt in den Himmel, auf den Boden, knippst ein bisschen in der Gegend herum, fotografiert eine Straßenlaterne, an der ein Paar Schuhe hängt, geht wieder, kommt zurück.

Auf wen warten die? Promi-Alarm in der Wohlwillstraße? Haben wir einen Pressetermin übersehen? Isst Angela Merkel heute im Nil? Rechnen die mit Randale?

Dann ein dritter Fotograf. Auch er verhält sich wie die ersten beiden. Schaut sich um, guckt durch den Sucher, kommt, geht. Als der zweite zum gefühlt zehnten Mal vorbeiläuft, wird er gefragt: Auf wen warten Sie alle hier? Er freut sich und klärt auf: ein Volkshochschulkurs in Fotografie.

Promis oder Politiker kommen wohl heute hier nicht mehr vorbei.