„Hamburg hinkt hinterher“

Vortrag: Die Stadt als Rollstuhlfahrer-Reiseziel

■ 44, Sozialpädagogin und seit über 20 Jahren im Rollstuhl. Mobilitätstrainerin für die Landesarbeitsgemeinschaft für behinderte Menschen.

taz: Frau Dammann, Hamburg für Rollstuhlfahrer: Abenteuer oder Albtraum?

Silke Dammann: Das kann man so eindeutig nicht sagen. Es gibt einige Dinge – wie Busfahren –, die gut funktionieren. S- und U-Bahnfahren kann da schon eher zum Albtraum werden, denn hier fehlen etliche Aufzüge. Und barrierefreie Gastronomie zu finden, das ist wirklich schwierig: Oft gibt es Stufen und es fehlen behindertengerechte Toiletten. Tagsüber kann man da noch in Einkaufszentren ausweichen, aber abends und sonntags ist man schnell aufgeschmissen.

Einfach in den Zug setzen und nach Hamburg fahren ist also eher schwierig?

Die meisten Rolli-Fahrer machen sich vor der Reise schlau, besorgen sich spezielle Stadtführer und legen sich ihre Route durch die Stadt zurecht. Und es gibt auch in Hamburg bestimmte Hafenrundfahrten, Alstertouren und auch einige barrierefreie Museen und Theater.

Spezielle, einige, bestimmte – klingt nicht sehr einladend.

Das stimmt, man muss hier immer suchen. Hamburg hinkt ein bisschen hinterher. Andere Städte und Regionen haben ältere und behinderte Menschen schon längst als Kunden entdeckt, bieten zum Beispiel Stadtführungen für Rolli-Fahrer an.

Was müsste die Stadt tun?

Geld in einen umfassenden Stadtführer für Rollstuhlfahrer und Menschen mit anderen Behinderungen investieren, Fördermittel für Gastronomiebetriebe zur Verfügung stellen, die ihren Laden barrierefrei gestaltet haben oder es wollen. Und touristische Angebote müssen für Menschen mit Behinderungen nutzbar sein. INTERVIEW: ILK

Vortrag „Reisen mit Behinderung – Abenteuer oder Albtraum“: 16.30 Uhr, Uni-Hauptgebäude / Westflügel, Edmund-Siemers-Allee, Raum 221