KOMMENTAR: GERNOT KNÖDLER ÜBER GEEINTE KRABBENFISCHER
: Überfälliger Schritt

Die Krabbenfänger holen nach, was die Kollegen vom Fischfang hinter sich haben

Es war ein schweres Stück Arbeit, 120 Krabbenfischer unter einen Hut zu bekommen. Doch sie dürfte sich gelohnt haben: Mit der – vor der Vertragsunterzeichnung stehenden – Vermarktungsgesellschaft besteht die Chance, dass ein Stück Küsten-Kultur erhalten bleibt. Denn die Krabbenkutter prägen das Bild vieler kleiner Nordseehäfen, sie stellen Arbeitsplätze und sind ein lebendiges Bindeglied der Gemeinden zur See.

Mit ihrem Zusammenschluss vollziehen die Krabbenfischer nach, was ihre Kollegen vom Fischfang schon hinter sich haben. Sie konnten die gemeinsame Vermarktung – nicht nur bei den Fischern, sondern beispielsweise auch bei Weinbauern seit Jahrzehnten üblich – bisher überhaupt nur vermeiden, weil ihre Geschäfte lange Zeit vergleichsweise gut liefen.

Dass die Krabbenfänger jetzt gemeinsame Sache machen, um dem Oligopol der beiden Einkaufsfirmen etwas entgegenzusetzen, ist überfällig. Und es wird keinen Fischer die Freiheit kosten: Auf See wird er nach wie vor sein eigener Herr sein.

Klar: An Land werden sich die Krabbenfischer in Zukunft absprechen müssen. Über kurz oder lang werden sie möglicherweise auch besonderen Qualitätsstandards genügen müssen mit ihren Fangmethoden und ihrem Produkt. Aber auch das zeigen die bestehenden Fischfanggenossenschaften: Den Anbietern dürfte das eher zum Vorteil als zum Nachteil gereichen – und dem Verbraucher ebenso.