wortwechsel
: Wie viel Lockdown will das Land?

Fünfzigtausend Fußballhelden im Stadion, Shoppen und Schubsen im Weihnachtstrubel. Karnevalsschunkeln in fröhlicher Trance. Und die Politik leidet an Maulsperre. Vernünftig?

Alles so schön bunt hier! Vereint im Gedränge. Freiheit, die wir meinen? Foto: Michael Probst/ap

„Vierte Corona-Welle in Deutschland: Kein Weg vorbei am harten Lockdown. Die neuen Rekordzahlen und die völlige Überlastung der Krankenhäuser machen einen Lockdown unausweichlich. Er hätte verhindert werden können“,

taz vom 25. 11. 21

Erst mal Zeit gewinnen?

Das Märchen vom Lockdown. Selbst Neuseeland hat eingesehen: Lockdown verzögert nur alles. Gretchen Müller auf taz.de

@Gretchen Müller „Lockdown verzögert nur alles?“ Was heißt hier nur? Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Pflegekräfte das deutlich begrüßen würden.

Encantado auf taz.de

Die Warteschlacht

Samstag 20. 11., 9:00 Uhr, Alex Berlin, circa 300 Impfwillige (um 9:30: 400). Dürfen nicht sitzen, bin fast 70 Jahre alt, eine Möglichkeit Booster-Impfung zu bekommen, fast unmöglich. Was treiben die Politiker eigentlich mit uns? Die gehören alle verklagt. Barbara Seib, Karlsruhe

Notversorgung, jetzt!

Selbst ein harter Lockdown käme zu spät, da die Wirkung erst nach etwa zwei Wochen eintritt, eine Entlastung der Krankenhäuser erst nach etwa drei Wochen.

Kurzfristig müssen wir mehr Bettenkapazitäten schaffen, mehr Pflegekräfte finden. Aktivieren. Wenn 6.000 Pflegekräfte den Beruf gewechselt haben, andere im Ruhestand sind oder vorübergehend nicht arbeiten, dann muss man überlegen,wie man sie kurzfristig wieder aktiveren kann. Wenn die Bundeswehr 2.000 Sanitätssoldaten hat, dann können die helfen, ebenso das Rote Kreuz und andere Organisationen.

China hat in einer Woche ein Corona-Krankenhaus auf die grüne Wiese gestellt, wir haben im vergangenen Frühjahr Notbetten in Messehallen aufgebaut. Besser als Triage ist das allemal.

Peter_ auf taz.de

Leute, bleibt zu Hause!

„Schlimmer geht’ s immer“,

taz vom 26. 11. 21

Für einen Lockdown brauchen wir keinen politischen Beschluss. Sie könnten in Ihrer Zeitung Ihre Leser dazu aufrufen, sofort einen persönlichen Lockdown zu leben: Im Homeoffice bleiben oder bevor man zur Arbeit geht, einen kostenlosen Test machen, niemanden mehr privat treffen, überall FFP2-Maske tragen, auch die eigenen Kinder zum Tragen der FFP2-Maske in der Schule verpflichten, ansonsten nur fürs Lebensmitteleinkaufen das Haus verlassen. Diese Maßnahmen könnte jeder von uns sofort durchführen – da müssen wir nicht auf die Politik warten.

Sie erwecken in Ihrem Artikel den Eindruck, als könnte man diese Maßnahmen nur ergreifen, wenn die Politiker sie beschließen. Das finde ich katastrophal. Bitte berichten Sie lieber über diese Möglichkeit, die jeder von uns sofort ergreifen kann. Ein von der taz initiierter Lockdown, der uns rettet! Henriette Volz, Köln

Goldgrube Corona?

„Regierungsversagen in der Pandemie: Teure Unterlassungen. Wer Ungeimpften die Schuld an der vierten Welle gibt, macht es sich zu leicht. Stattdessen sollten die wahren Verantwortlichen Rechenschaft ablegen“, taz vom 17. 11. 21

Danke für diesen mutigen Artikel zum Thema „Regierungsversagen“. Es fehlte noch der Hinweis, dass in Lobby-Lieblingsprojekte wie Lufthansa & Co Milliarden geflossen sind, während das Gesundheitssystem (weiterhin) auf dem letzten Loch pfeift. Dann fehlte noch der Hinweis, dass die zunehmende Medienkonzentration und die Nähe zur Politik anscheinend auch dazu verführen, politische Ablenkmanöver mit Hilfe der Medien durchzuführen. (Frau/Man denke da an die erste Coronaphase, da war der überraschend eingetretene Pandemiefall und der daher fehlende Impfstoff für die armen Ungeimpften im Minutentakt zu vernehmen. Dann „Hurra, der Impfstoff ist da!“ Und jetzt ganz nebenbei: „Der Impfstoff wirkt leider nicht wie erhofft.“) Dann die Schwarz-Weiß-Gruppeneinteilung in „die guten Geimpften, die hohe Verantwortung übernehmen“ (ich kenne etliche, die nur wieder in den Urlaub fliegen wollen), die verantwortungslosen Ungeimpften (ich kenne einige mit ärztlichem Attest). Last but not least: Wirtschaftsfaktor Corona. Corona ist ja schließlich für viele an der Spitze der Bundesrepublik eine Goldgrube, das wird gerne verschwiegen. Da wäre eine aktuelle Recherche sehr spannend. Susanne Goldmann. Stolberg

Horten statt helfen?

„Coronavirus-Mutation Omikron: Der Egoismus der Reichen. Wenn reiche Länder Impfstoffe horten, entstehen neue Varianten“, taz vom 28. 11. 21

Es ist nicht nur die ungerechte weltweite Verteilung der Impfstoffe, sondern vor allem ihre ungerechte Produktion, welche die weltweit niedrigen Impfquoten verursacht. Obwohl Pharmakonzerne Milliarden Euro von der EU erhalten haben, um Impfstoffe ohne finanzielles Risiko bei einem möglichen Scheitern zu entwickeln, haben sie sich in den Verträgen nicht verpflichtet, den mitfinanzierenden Staaten ein Mitbestimmungsrecht bei der späteren Verteilung der Impfstoffe einzuräumen. Die Firmen alleine besitzen die Patente auf ihre Impfstoffe, obwohl es sich um ein von Steuerzahlern mitfinanziertes Produkt handelt. Unsere Regierungen dürfen nicht einmal Impfstoffe verschenken, weil die naiven Stümper von der EU-Kommission diese für uns unvorteilhaften Verträge ausgehandelt und hiermit den Firmen vertraglich unbegrenzte Gewinne garantiert haben. Zudem sollen andere Staaten nicht das Know-how erhalten, um Generika herzustellen. Die wenigen Firmen, die hier auf ihrem Monopol sitzen, sind aus logistischen Gründen schon gar nicht in der Lage, die gesamte Weltbevölkerung ausreichend mit Impfstoffen zu versorgen. Sie können sich stattdessen bei den immer wiederkehrenden Infektionswellen die Hände reiben und ihre sicheren Gewinne einstreichen. Die Politik – allen voran die CDU – verhindert bislang nach Kräften, dass die Patentrechte aufgrund des öffentlichen Interesses ausgesetzt werden. Dr. Jörg Hutter, Bremen