Selbst ist der Mensch

FILM „Radical Crafting“ verbindet Kunst, Design, Handwerk, D. I. Y., Punk und Aktivismus. Wie radikal die neue Bewegung aus den USA ist, zeigt Faythe Levines Doku „Handmade Nation“

Handarbeit und Basteln als Zeichen gegen die Verwertungszyklen des Kapitalismus

VON ROBERT MATTHIES

Selbst häkeln, stricken, sticken. Was bis vor kurzem noch als biedere Tätigkeit braver Mädchen und Hausfrauen galt, hat vor allem in den USA in den letzten Jahren unter veränderten Vorzeichen Hochkonjunktur.

„Radical Crafting“ nennt sich die wachsende Bewegung, die die Handarbeit und das Basteln zum Zeichen gegen die Verwertungszyklen des Kapitalismus macht, zum „Subversive Knitting“ und zur coolen Gegenmode zur bedenklichen Sweatshop-Ware aus der Mall. „Radical Crafting“ verbindet dabei nicht nur Kunst, Design, Handwerk, D.I.Y., Punk und Aktivismus, sondern macht aus der Hausarbeit eine öffentliche Angelegenheit. Die ProtagonistInnen sind längst gut vernetzt, subversiv gestrickt, feministisch gehäkelt und aktivistisch gestickt wird in öffentlichen Parks, Verabredungen treffen die Woll-Lüstigen im Internet, wo auch die Produkte vertrieben werden.

19.000 Kilometer ist Faythe Levine gereist, um die Entstehung der neuen kreativen Netzwerk-Ökonomie in ihrem Film „Handmade Nation“ zu dokumentieren. Über 80 radikale HandwerkerInnen hat sie dabei interviewt, um alle ästhetischen, politischen und ethischen Aspekte des „Radical Crafting“ aufzuzeigen. Für alle, die nach der Vorführung heute selbst ihr erstes „Knit Graffiti“ anfertigen wollen, gibt es das Ganze auch als Buch: „Handmade Nation: The Rise of DIY, Art, Craft, and Design“ ist bei Princeton Architectural Press erschienen, hat 176 Seiten und kostet 16.95 Euro.

■ Do, 17. 9., 20 Uhr, Lichtmess, Gaußstraße 25