brief des tages
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Massive Schrumpfung

„Zehn Gebote für gerechten Klimaschutz“, taz vom 8. 11. 21

Kein Wirtschaftswachstum ohne hohes inländisches Konsumniveau, hohe Importe und möglichst noch höhere Exporte. Warum gilt der Ausbau der E-Mobilität als klimafreundlich, bevor Deutschland seine Wirtschaft im Bereich der Primärenergiegewinnung auf 100 Prozent Erneuerbare umgestellt hat und infolgedessen nicht mehr auf Kohle- und Gasverstromung angewiesen ist? Warum ist der Export und Weiternutzung der gebrauchten, bald in Deutschland nicht mehr zugelassenen Benziner, die anderswo tapfer weiter unser aller globales Klima aufheizen dürfen, nicht einmal eine Debatte wert? All das geschieht, weil wir blind einem Wirtschaftssystem ergeben sind, das auf Wachstum und sich steigernden Ressourcenverbrauch angewiesen ist und das infolgedessen unsere Ökosysteme vor unseren Augen buchstäblich wegfrisst und wegfressen muss. Wenn wir dieses überbordende materielle Wachstum beenden und der Natur durch massive Schrumpfung die Chance zur Regeneration geben wollen, braucht der Staat andere Finanzmittel als die vom Wachstum abhängigen Steuereinnahmen.

Gudula Frieling, Dortmund