meinungsstark
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„Steigende Coronazahlen in Deutschland: Todesrisiko nette Pflegerin. Alte Menschen sterben an Covid – infiziert von Pflegekräften. Deshalb muss endlich eine Impfpflicht für diesen Personenkreis her“, taz vom 3. 11. 21

Pfle­ge­r:in­nen haben keine Wahl?

Ich war bisher immer pro taz aufgrund ihrer systemkritischen Haltung. Der Artikel zur Impfpflicht für Pflegekräfte ist umso mehr enttäuschend und ausgrenzend. Warum soll gerade die Berufsgruppe, die bisher immer im Abseits stand, nicht wie alle Bürger eine Wahl haben dürfen? Dabei ist die Gefährdung nicht einseitig. Es gibt immer noch hinreichend ungeimpfte Patienten, die Pflegekräfte gefährden. Was sagen Sie dazu? Susanne Löcse, Chemnitz

Impfpflicht in der Pflege notwendig!

Es ist mir völlig unverständlich, warum die Politik so sehr davor zurückschreckt, für das Personal im Gesundheitswesen eine Impfpflicht gegen Corona einzuführen. In der Diskussion wird der Eindruck erweckt, als sei dies ein Tabubruch. Dabei haben wir seit Jahrzehnten die Impfpflicht im Gesundheitsbereich für Hepatitis B, obwohl für die meisten Mitarbeitenden die Gefahr extrem gering ist, sich anzustecken und die Gefahr, Patienten anzustecken, noch geringer. Auch die Verpflichtung der Schülerinnen und Schüler, aber auch des pädagogischen Personals, sich gegen Masern impfen zu lassen, ist ohne eine so ausufernde Diskussion eingeführt worden. Jetzt aber, wo es um Leben und Tod für die Bewohner/innen in den Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser geht, wird ein riesiger Popanz aufgebaut. Dr. Hubert Plum, Aachen

Das Klima und die hohe Literatur

„Klimaromane werden kommen. Es geht nämlich gar nicht darum, Literatur ,klimaneutral‘ zu machen. Anmerkung zur Feuilletondebatte“, taz vom 6. 11. 21

Sehr geehrter Herr Unfried, Ihr Beitrag zum Nichtexistieren von (guten!) Klimaromanen hat mich ziemlich erstaunt, denn es gibt davon eine ganze Menge. Es gibt sogar Wissenschaftler*innen, die seit vielen Jahren über Climate Fiction forschen, etwa die Soziologin Sina Farzin, die Professorin in München ist. Spontan fallen mir mehrere Klimakrisenromane ein, die ich schon gelesen habe, etwa Zoe Becks „Paradise City“, Saci Lloyds „The Carbon Diaries“, Nicky Singers „The Survival Game“ (auf Deutsch: „Davor und danach. Überleben ist nicht genug“) oder James Bradleys „Clade“. Der Wikipedia-Beitrag zum Thema nennt zahlreiche Werke, auch von renommierten Au­to­r*in­nen wie Margaret Atwood oder Ian McEwan und aktuellen Best­sel­ler­au­to­r:in­nen wie Maja Lunde. Sie können jetzt natürlich sagen, Sie hätten ja wirklich nur das Fehlen guter Romane bemängelt. Aber unter all den genannten Beispielen sollte doch auch was für Sie dabei sein. Christina Müller, Stuttgart

„Ressourcen fressen oder sparen?“

„die these: Frau Giffey, Schlumpsen ist der Lifestyle der Zukunft!“, taz vom 6./7. 11. 21

Diese These verwechselt Stil und Nachhaltigkeit! Ob klassisch-bürgerlich oder betont unkonventionell – beides kann Ressourcen fressen oder sparen. Die wenigen, aber sehr schicken und qualitativ hochwertigen Schneiderkostüme meiner Mutter hielten viele Jahre, und feine Pullis wurden zur Kunststopferei getragen. Zugegeben, gute, dauerhafte Stoffe sind gerade für Endverbraucherinnen immer weniger zu bekommen, auch Markenhersteller produzieren immer mehr Dreck, der keine drei Jahre übersteht, und Handwerkstechniken wie Kunststopfen, Kragenwenden oder ganz simpel fachgerechte Fleckentfernung sterben aus. Aber an all dem ließe sich was ändern – ohne Freeclimbingkluft als den einzig ökologischen Stil zu hypen. Kleine These zum Abschluss: Ein betont lässiger Kleiderstil ist in der Regel was für/von Mittelschichtskids, die im Zweifelsfall – also bei Bewerbungsgesprächen und beim Praktikum – auf einmal die soziale Distinktion von Kleidung wieder aus dem Schrank holen (können). Sabine Flohr, Berlin