Wem die Fackel immer noch glimmt

Hamburg ist bereit für alle Zeit: Bürgermeister meldet offiziell Dauerinteresse an Olympischen Spielen an, gerne schon 2016, notfalls auch erst 2028. Die Grundlage soll das vor zwei Jahren gescheiterte Bewerbungskonzept bleiben

Hamburg buhlt wieder um Olympische Spiele. Gestern erklärte Bürgermeister Ole von Beust (CDU) offiziell das Interesse der Stadt für das Jahr 2016. Dieses gelte auch, versicherte er in einem Schreiben an den Präsidenten des nationalen Olympischen Komitees (NOK), Klaus Steinbach, „für mögliche Folgebewerbungen in den Jahren 2020, 2024 und 2028“.

Beusts Schreiben wurde veröffentlicht unmittelbar nach der Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am Nachmittag, die Spiele 2012 nach London zu vergeben. Um deren Austragung hatte Hamburg sich ebenfalls beworben, war aber im April 2003 bereits in der nationalen Kür an Leipzig gescheitert. Die seinerzeitige „ungeahnte Begeisterung für die olympische Idee“ in Hamburg lässt von Beust in seinem Brief an den NOK-Chef denn auch wieder aufleben: Die ganze Stadt sei damals „Feuer und Flamme“ für Olympia gewesen, und diese Fackel der Begeisterung werde gewiss neu „entfacht“.

Argumentationshilfe bekam er umgehend von allen Seiten. „Hamburg will unbedingt die Spiele“, versicherte Handelskammer-Präses Karl-Joachim Dreyer, für den Hamburger Sportbund wählte dessen Präsident Günter Ploß die originelle Formulierung, der Dachverband der Hamburger Sportvereine sei „Feuer und Flamme“. GAL-Fraktionsvize Christian Maaß „begrüßt“ die erneute Kandidatur Hamburgs und mahnt zugleich, „langen Atem“ zu beweisen. Der CDU-Sportpolitiker Lars Dittrich freute sich über „neues Spiel und neue Chance“, SPD-Parteichef Mathias Petersen findet das „noch vom rot-grünen Senat erstellte Olympiakonzept der kurzen Wege am Wasser nach wie vor einmalig und überzeugend“.

Richtig gut vorbereitet zeigte sich die Hamburg Marketing GmbH, in der die Olympia GmbH vor zwei Jahren aufgegangen war. Ein umfangreiches „Eckpunktepapier für Olympische Spiele in Hamburg“ legte Marketing-Chef Hariolf Wenzler sogleich vor, das weitgehend dem Konzept der 2003 gescheiterten Bewerbung entspricht. Hamburg könne erneut, beteuert Wenzler, „kompakte Spiele im Herzen der Stadt anbieten“.

Auch der Bürgermeister hält im Grundsatz an dem alten Bewerbungskonzept für „Spiele am Wasser“ fest. Der Hafen, die Hafencity und der Grasbrook sollten mit Stadion, Schwimmhalle und Olympia-Dome, dem Olympischen Dorf und Medienzentrum weiterhin das Kernstück der Bewerbung bilden.

Zunächst jedoch muss Hamburg im nationalen Wettbewerb mindestens zwei Konkurrenten ausstechen. Berlin, dessen Bewerbung für 2000 vorzeitig in einem Fiasko aus Inkompetenz, Geldmangel und Korruption endete, will einen neuen Versuch starten. Zum zweiten will München sich um die Winterspiele 2014 oder 2018 bemühen. Sollte die bayerische Metropole erfolgreich sein, dürften erst mal einige Jahre ins Land gehen, bis eine deutsche Stadt wieder eine reelle Chance hat.

Zudem ist damit zu rechnen, dass die Sommerspiele 2016 nach dem gestrigen Erfolg Londons nicht nach Europa vergeben werden. Vor 2020 mithin wird das Olympische Feuer kaum an der Elbe entzündet werden können.

Und wenn alles doch nicht klappen sollte, gibt es vielleicht einen kleinen Trost für Hamburg: Den Eintrag ins Guinness-Buch als ausdauerndster Olympiabewerber aller Zeiten.

Sven-Michael Veit

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