Taliban hoffen auf internationale Anerkennung

In Moskau beginnt eine Afghanistan-Konferenz, auf der die Taliban für sich werben wollen

In der russischen Hauptstadt Moskau hat am Dienstag eine zweitägige internationale Afghanistan-Konferenz begonnen. An ihr nimmt auch eine Delegation der Taliban-Regierung teil. Sie wird von Vizepremierminister Abdul Salam Hanafi und Außenminister Amir Khan Muttaki geführt. Laut ihrem Sprecher geht es den Taliban darum, Schritte zu einer internationalen Anerkennung ihres Emirats sowie wirtschaftliche Hilfen zu erreichen. An der Konferenz nehmen unter anderem China, Pakistan und Indien teil. Die Türkei und Katar, die sich zuletzt stark in Kabul engagiert hatten, sind nicht geladen, was Berichten zufolge dort auf Verärgerung stieß. Die meisten teilnehmenden Regierungen suchen die Kooperation mit den Taliban, um das von den USA hinterlassene Vakuum zu füllen, verlangen von der neuen Regierung in Kabul aber einen humaneren Umgang mit Frauen.

Die ebenfalls geladene US-Regierung hatte erst am Montag ihre Teilnahme kurzfristig abgesagt und mit „logistischen Problemen“ begründet, ohne diese näher auszuführen. Am Montag hatte der Afghanistan-Beauftragte der US-Regierung, Salmay Khalilsad, seinen Rücktritt erklärt. Der afghanischstämmige Politiker hat wie kein anderer Ausländer in den letzten 20 Jahren die Politik am Hindukusch geprägt. Versuchte er unter Präsident George W. Bush, dessen Irak-Gesandter er zeitweilig auch war, Afghanistan von den Taliban zu befreien, so lieferte er das Land unter Präsident Donald Trump genau diesen wieder aus. In den USA geriet der 70-Jährige zuletzt stark in die Kritik wegen des chaotischen US-Abzugs wie für den unerwartet schnellen Zusammenbruch der afghanischen Regierung von Ashraf Ghani, den Khalilsad offenbar selbst nicht erwartet hatte.

Nach einer Prognose des IWF schrumpft die afghanische Wirtschaft im laufenden Jahr um bis zu 30 Prozent. Dies dürfte die Flüchtlingskrise weiter anheizen. (HAN)