DITMAR JAKOBS, FUSSBALLER
: Die Sache mit dem Haken

■ gewann mit dem HSV die deutsche Meisterschaft, den DFB-Pokal und den Europapokal der Landesmeister.Foto: Imago

Trotz Ewald Lienens aufgeschlitztem Bein oder Toni Schumachers Brutalo-Foul an Patrick Battiston – als gruseligste Szene der neueren Fußballgeschichte gilt immer noch Ditmar Jakobs’ Sturz in den Karabinerhaken.

Beim Nordderby gegen Werder Bremen klärte der HSV-Vorstopper am 20. September 1989 einen Schuss von Wynton Rufer spektakulär noch vor der Torlinie, rutschte aber ungebremst ins Netz. „Ich hing irgendwo fest, tastete meinen Rücken ab und fühlte das Tornetz, aber auch kaltes Metall“, erinnerte sich Jakobs. „Schon eilten Physiotherapeut Hermann Rieger und Mannschaftsarzt Gerold Schwarz zu Hilfe. Schwarz erklärte mir, ich hinge nicht im Netz, sondern an einem Karabinerhaken.“

Zwanzig Minuten lang versuchten die Betreuer, ihn zu befreien. Mit der Flex klappte es nicht, schließlich schnitt Schwarz mit einem Skalpell das eingehakte Stück Fleisch heraus. Die beim Unfall durchtrennten Nervenbahnen regenerierten nie wieder ganz, die Karriere von Ditmar Jakobs war beendet.

Damals war „Mister Zuverlässig“ zwar schon 36, aber für Jakobs galt wie für keinen anderen: Je oller, desto doller. Im Alter von 26 Jahren holte Branko Zebec die Kämpfernatur vom MSV Duisburg zum HSV. Kurz darauf gab er sein Länderspiel-Debut, aber erst vier Jahre später erinnerte sich mit Franz Beckenbauer wieder ein Bundestrainer an ihn und machte ihn vom HSV zum Abwehrchef der deutschen Auswahl, die es 1986 bei der WM in Mexiko bis ins Finale schaffte. Richtig berühmt wurde Jakobs aber erst durch die allerletzte Rettungstat seiner Karriere.

„Die Schmerzen und motorischen Störungen verfolgen mich bis heute, doch ich habe gelernt, damit zu leben“, schrieb Jakobs vor drei Jahren. Das Thema „Sportverletzungen“ begleitete ihn aber auch nach der Fußballer-Karriere. Erst beteiligte er sich an einem Reha-Zentrum, heute vermittelt er als Versicherungsmakler Berufsunfähigkeitsversicherungen an Profifußballer. „Das langweilt Ihre Leser“, sagte Jakobs auf eine Frage zum Unfall, der sich am Sonntag zum zwanzigsten Mal jährt. In dieser Woche ist er im Urlaub und nicht zu sprechen. Er wird wissen warum. RALF LORENZEN