Beleidigung von Neuköllner Gotteshaus aufgeklärt

SEHITLIK-MOSCHEE Polizei fasst Verdächtigen, der Schweineköpfe abgelegt haben soll

Erst erhielt die Sehitlik-Moschee am Columbiadamm antiislamische Drohbriefe, dann flogen Farbbeutel gegen das repräsentative Gotteshaus, zuletzt lagen zwei abgeschnittene Schweineköpfe vor dem Tor des Geländes mit Friedhof. Zumindest für die letzte Tat hat die Polizei nun einen Verdächtigen ermittelt. Der 25-jährige Deutsche aus Lichtenrade soll die Schweineköpfe in einem Supermarkt gekauft und am 28. April vor der Moschee abgelegt haben. Am Tatort gefundene Beweismittel führten die Beamten auf seine Spur. Bei einer Durchsuchung der Wohnung des Verdächtigen fand die Polizei weitere Beweismittel sowie rechtsgerichtetes Propagandamaterial.

Ob der Verdächtige auch für die rechtsextremistischen und antiislamischen Mails, die die Neuköllner Moscheegemeinde und weitere Migrantenorganisationen zuvor erhalten hatten, oder für die Farbbeutel verantwortlich ist, sei derzeit „Gegenstand der Ermittlungen“, sagte Simone Herbeth, Sprecherin der Berliner Generalstaatsanwaltschaft, der taz. Der mutmaßliche Täter ist nach ihrer Auskunft bereits wegen „fremdenfeindlicher Straftaten“ und Körperverletzung polizeilich in Erscheinung getreten und zweimal vorbestraft.

Verhaftet wurde der Verdächtige nicht: Er werde erkennungsdienstlich behandelt und dann wieder auf freien Fuß gesetzt, so Herbeth am Donnerstag: Der „für solche Delikte angesetzte Strafrahmen“ rechtfertige eine Untersuchungshaft nicht. Dem Verdächtigen werden „Beschimpfung von religiösen Bekenntnissen“ und Beleidigung vorgeworfen. Die dafür vorgesehenen Strafen liegen laut Herbeth zwischen Geldbuße und maximal drei Jahren Haft.

Hoffnungsschimmer

Für den Moscheeverein ist das Ermittlungsergebnis ein Hoffungsschimmer. „Auch wenn es noch nicht sicher ist, ob der jetzt Verdächtige die Taten tatsächlich begangen hat, freuen wir uns über den Ermittlungserfolg und bedanken uns bei Polizei und Staatsanwaltschaft“, sagte der Vereinsvorsitzende Ender Cetin der taz. Die Angriffe hatten die Mitglieder der im interreligiösen Dialog sehr engagierten Gemeinde sehr belastet. Die Moschee war seither mit Videoüberwachung ausgestattet und unter verstärkten Polizeischutz gestellt worden. „Es wäre eine Erleichterung, zu wissen.“ AKW