Es ist einfach Rockmusik

Als die Rolling Stones trotzig ihr kleines Lied von „It’s Only Rock ’n’ Roll“ sangen, Anfang der Siebziger, war das auch die Zeit, als sich die Ersten mit der Meinung zu Wort meldeten, dass sie doch nur noch alte Säcke wären und sich deswegen bitte schön von der Bühne zu trollen hätten. Was die Rolling Stones aber nicht gemacht haben.

Mittlerweile sieht man das mit der Generationenfrage im Rock sowieso gelassener, und das mag an der Erkenntnis liegen, dass Rockmusiker ein echter Beruf ist. Was eben auch heißt, dass ein Rockmusiker, um seinen Beruf auszuüben, Rockmusik machen muss und es in Folge eher darum geht, sich mit den darin erbrachten Leistungen auseinanderzusetzen und nicht mit der Altersfrage. Leise allerdings will man sich doch die Frage stellen, wieso der Langhaar-Rock im metaphorischen Karohemd sich gerade wieder so großer Beliebtheit erfreut, also der, der in den vergangenen Jahren immer wieder mal für tot erklärt wurde. Aber vielleicht wollte er einfach nur nicht tot sein. Mit Dinosaur Jr. hat er sogar eine echte Aushängeschild-Kapelle zurück, die sich vor einiger Zeit wieder zusammengerauft und mit „Farm“ dieses Jahr bereits das zweite Album nach dem Neustart vorgelegt hat, das mit einer Rückrufaktion dann noch einmal eine besondere Werbung erfuhr. Durch eine fehlerhafte Produktion kam es zu einer Übersteuerung. Das Album war zu laut. Wer unbedingt wollte, durfte es deswegen umtauschen, was insofern etwas Komisches hat, weil die Band bis dato nicht unbedingt für konsequentes Hifi bekannt war. Sondern eher für übersteuerte Gitarren mit Krach an süffigen Melodien. Als Zuckerl für die Mühen beim Umtausch gab es gratis den Song „Over It“ als Klingelton dazu. Als Klingelton! Aber so sind eben derzeit die Bedingungen im Geschäft, selbst für gestandene Rockmusiker. Zum Song gibt es auch ein Video. In dem sieht man die Musiker von Dinosaur Jr. nette Tricks mit dem Skateboard und Bike machen, wobei das mit den Tricks dann zwischendurch nicht mehr so recht klappt und die Musiker, mittlerweile halt doch Mittvierziger, zu Boden gehen. Aber sie rappeln sich wieder auf. Weiter geht es mit den Tricks, und die langen Haare flattern im Wind, zumindest die von J Mascis, die inzwischen vollkommen weiß sind. Auch Lou Barlow ist nicht mehr ganz so drahtig dürr wie in den Achtzigern am Anfang von Dinosaur Jr. Und Schlagzeuger Murph trägt selbstbewusst Glatze.

Aber das sind alles keine Gründe, wieso man nicht einen ordentlichen Krach machen könnte. Beruf ist Beruf. Nichts besonderes. Und doch, I know it’s only rock ’n’ roll but I like it, like it, yes I do. THOMAS MAUCH

■ Dinosaur Jr.: Astra, Mo., 21 Uhr