„Nicht überrascht“

Entsetzen und Wut: Wie Briten in Berlin auf die Nachricht von den Terroranschlägen in London reagierten

Rasend schnell herumgesprochen hatte sich gestern unter britischen Touristen in Berlin die Nachricht von den Terroranschlägen in London. „Furchtbar, aber es war klar, dass so etwas passieren würde“, sagte Mark Rothwell aus Chesire, der sich am frühen Nachmittag den Checkpoint Charlie anschaute. Es klinge komisch, aber er habe schon fast darauf gewartet, dass al-Qaida auch bald Großbritannien mit Anschlägen ins Visier nehme.

Mit Entsetzen, aber auch Wut hatten David und Emma Freeman aus Manchester gegen 12 Uhr die grauenvolle Nachricht aufgenommen. Bekannte informierten sie via SMS. Ihren Freunden in London gehe es gut, berichten die beiden erleichtert. „Wir haben natürlich gleich überall angerufen, weil wir wissen wollten, ob auch niemandem etwas zugestoßen ist“, so Emma. David hatte ihr die Berlin-Reise zu ihrem gestrigen Geburtstag geschenkt. Am Abend wollten sie sich das U2-Konzert im Olympiastadion anschauen – wie viele Briten, die derzeit in Berlin sind.

Auch wenn am Nachmittag noch nicht eindeutig feststand, wer für die Bombenanschläge verantwortlich ist, nannten die meisten al-Qaida als vermutlichen Drahtzieher der Anschläge. „Ich glaube nicht, dass die IRA dahinter steckt. Die richten ihre Terroraktionen in der Regel nicht gegen die Zivilbevölkerung“, meinte David.

Eamon Milne aus Dublin sah das ähnlich. Seiner Meinung nach sei die Rolle Großbritanniens im Irak die Ursache für die Anschläge. Aber auch der G-8-Gipfel in Gleneagle könne den Anlass gegeben haben. Dass die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees am Mittwoch, 2012 die Olympischen Spiele in London auszurichten, Grund für die Anschläge sein könnte, glaubte keiner der Urlauber, die die taz befragte.

„Wir fühlen uns in Berlin absolut sicher. Natürlich kann so etwas jederzeit auch hier passieren, aber durch die Haltung Tony Blairs im Irakkonflikt ist Großbritannien zur Zielscheibe geworden“, so Mark Rothwell. Auch David und Emma fühlten sich durch die Vorfälle in London nicht bedroht. „Man ist dem vollkommen ausgeliefert, denn es kann ja überall passieren.“ Zu Hause zu bleiben bringe da auch nichts, denn: „Nirgends ist man wirklich sicher.“ tag