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: Sodann, das war’s dann!

„Tatort“-Ermittler Peter Sodann kündigte am Montag seine Bundestagskandidatur für die PDS an, am Mittwoch zog er wieder zurück

Der Fall Sodann ist gelöst – zumindest für den MDR, der die Ehrlicher-Folgen der Krimireihe verantwortet. Erleichtert dürfte Intendant Udo Reiter diese Nachricht aufgenommen haben.

Beliebt ist Ehrlicher wegen seiner Geradlinigkeit – eine Eigenschaft, die dem MDR gerade abgeht. Dass man Ehrlicher vor der Wahl vom Bildschirm nimmt, leuchtet noch ein – es mag Menschen geben, die einen Fernsehkrimi mit der Realität verwechseln und Ehrlicher mit Sodann. Aber die Ankündigung, ihn im recht wahrscheinlichen Falle eines Wahlerfolgs ganz vom Sender zu nehmen, zeugt nur von mangelnder Souveränität.

Hätten die Verantwortlichen länger nachgedacht, wäre ihnen hoffentlich aufgefallen, dass sich Sodanns Möglichkeiten, zur Primetime versteckte politische Botschaften ins Wohnzimmer zu senden, in engen Grenzen bewegen. Und genau diese Grenzen lotet er schon seit Beginn seiner Dienstzeit aus. „Ehrlicher kämpft nicht nur für das Recht des Gesetzbuches, sondern vor allem für die Gerechtigkeit, die er als Mensch empfindet“, fasst die offizielle „Tatort“-Homepage sein Wesen zusammen. Daran hätte sich auch durch Sodanns Bundestagsmandat nichts geändert.

Letztlich geht es doch darum, dass dem MDR Sodanns Engagement für die PDS nicht behagt. Die PDS trägt eben in weiten Teilen Deutschlands noch das Stigma der ewig gestrigen SED-Nachfolgepartei.

Wenn sie aber zu modern wird und durch die Kandidatur eines bekannten Fernsehschauspielers einen Marketing-Coup landet, ist das vielen auch nicht geheuer. Wenn sie an ihrem Elend des ewig wiederkehrenden Populismusvorwurfs nicht auch eine Mitschuld trüge, könnte man fast Mitleid kriegen, denn für die PDS scheint der Fall Sodann längst nicht gelöst. DAVID DENK